Von unserem Walmart-Stellplatz in Atwater waren es noch knapp 150 km bis zum Yosemite Nationalpark. Auch hier hallte der Ruf weit voraus und wir waren sehr gespannt.

Zunächst fuhren wir durch goldgelbe Hügellandschaft, die offensichtlich einen trockenen Sommer hinter sich hat. Dann folgte herbstlicher Wald und schließlich erhoben sich die mal schroffen, mal glatten Granitfelsen von Yosemite vor uns.

Ca. 11 km nach der Einfahrt in den Nationalpark erreichten wir Yosemite-Village, einen Talboden entlang des Merced River mit einem Ringstraßensystem, das Wanderwege, Campingplätze, Aussichtspunkte und die Infrastruktur des Dorfes (Touristeninformation, Lodge, Post, Shop) miteinander verbindet und den Touristenstrom insbesondere in den Sommermonaten zu lenken versucht.

Jetzt, im November, schien der Strom eher harmlos – da sollten wir aber noch eines Besseren belehrt werden…

Wir parkten also unser Auto und gingen zunächst zur Information. Hier erfuhren wir, dass die Campingplätze alle voll und die Wasserfälle ohne Wasser sind. Na toll!

Dennoch machten wir uns – vor allem, um uns nach der Sitzerei im Auto zu bewegen – auf den Weg zu den unteren Yosemite-Falls, wo dann die Jungs statt des Wassers von Stein zu Stein sprangen. Zurück an der Straße stiegen wir in einen der Yosemite Shuttle-Busse ein, der uns den kompletten Rundkurs durchs Tal fuhr und uns einen groben Überblick verschaffte.

Im Frühjahr und im Sommer fließt hier Wasser

Zurück am Auto stellte sich die Frage, wo wir die Nacht verbringen. Nach unseren bislang durchweg positiven Erfahrungen, auch auf Nicht-Campingplätzen dachten wir, wenn wir uns auf den Parkplatz vom Zeltplatz stellen und die Stellplatzgebühr bezahlen, sollte das kein Problem sein. So taten wir es, kochten und gingen schlafen. Nur kurz. Dann kam der Ranger, der uns darauf hinwies, dass also ALLES Essen aus dem Auto raus und in eine bärensichere Lagerbox muss, es sei denn, wir sind ein Wohnmobil, dann darf es drin bleiben, aber nicht sichtbar sein. Mmmh… Okay, sind wir also ein Wohnmobil! Marko hat alles verräumt und ist wieder ins Zelt gekommen. Bis, ja bis die Park-Polizistin kam. Und diese hat die Lage ernster gesehen. Wir dürfen also an dieser Stelle nicht zelten, auch oder vor allem nicht auf dem Dach – Zelte runter und hinter den Zaun stellen wär eine Option. Wie bitte??? Und außerdem, nur, weil wir den Platz sowieso verlassen müssen, bekommen wir keinen Strafzettel wegen der leeren Oreo-Kekspackung, die noch auf dem Beifahrersitz lag. Die Bären erkennen bunte Papiere und es soll vorgekommen sein, dass sie deswegen Autos aufbrechen und naschen. Alles klar, Oreo-Bären eben.

So kam es, dass wir kurz vor Mitternacht mit Kindern, die der Polizistin viele müde Flüche hinterher schickten, den Park wieder verließen. Die Polizistin sagte uns noch, dass wir direkt nach Verlassen des Nationalparks in einer Parkbucht an der Straße stehen dürfen und das machten wir – direkt auf dem ersten Platz hinter dem Schild.

Wir müssen uns an dieser Stelle eingestehen, dass wir die Regeln nicht ernsthaft genug gelesen hatten. Anfängerfehler. Es ist davon auszugehen, dass wir nicht die ersten und in dieser Nacht auch nicht die Einzigen waren, denen das passiert ist. Jedenfalls gesellten sich noch einige Fahrzeuge zu uns…

Am nächsten Tag standen verschiedene Aussichtspunkte auf dem Programm:

Tunnel-View Lookout
Blick auf den Half Dome (DEN Berg für Bergsteiger) vom Glacier Point
Marko hat die Bergsteiger und Kletterer genau im Blick
„Könnt ihr die Kletterer auch sehen? Dort drüben…“
Bennett vorn, Half Dome hinten

El Capitan – DIE Wand für die Kletterelite der Welt

Abends fuhren wir zu einem Campground am südlichen Ausgang, wo wir mit Glück noch einen Platz bekamen.

Die Nacht war auf 1300m Höhe ordentlich kalt und am Morgen gab es bewährtes warmes Porridge zum Frühstück, für das sich jeder sein Sonnenfleckchen suchte…

Im Anschluss ging es zu den Sequoia Giants – den Mammutbäumen, von denen es an der Pazifikküste im Redwood-Nationalpark und im Sequoia-Nationalpark südlich von Yosemite noch mehr Exemplare gibt. Weil wir beide Parks nicht auf der Liste hatten, wollten wir wenigstens diesen Abstecher in den südl. Yosemite-NP machen und waren sehr beeindruckt:

„Der Große Baum ist das Meisterstück der Natur, und, soweit ich weiß, das größte der lebenden Wesen.“

Die letzte Nacht verbrachten wir dann wieder im Norden, auf einem Campground direkt an der Straße, die uns am nächsten Tag zur Tioga-Passstraße führen sollte, welche durch den Park in den Osten geht, von wo man die beste Verbindung ins Death Valley hat.

Mit beeindruckenden Aussichten bei anhaltend schönem Wetter und der überraschenden Erkenntnis, dass, wenn der eine Teil des Landes ungeplant brennt in einem anderen zur Renaturierung und Verbesserung des Bodens Feuer gelegt werden, verabschiedeten wir uns von Yosemite und setzten unsere Fahrt durch die Sierra Nevada fort.

von Rangern gelegte Bodenfeuer, mit dem Hinweis, bitte NICHT die Feuerwehr zu rufen

Blick vom Olmsted Point

Stopp am Tenaya Lake

Die langen Zeiten im Auto sind manchmal anstrengend, oft aber nutzen die Jungs die Zeit auch, sich Projekte auszudenken oder, sie weiter zu spinnen. Eines davon ist, ökologische, schnelle und luxeriöse Fahrzeuge und Wohnwagen zu entwickeln, die schwimmen, fahren und fliegen können. Und weil Valentin schon Zeit seines Lebens ununterbrochen Fragen im Kopf hat, weiß er die Zeit gut zu nutzen und fragt Marko Löcher in den Bauch, mit Fragen aus dem fortgeschrittenen Ingenieurstadium. Ich versteh da nix mehr. Deshalb sind Bennett und ich im Auto nach hinten gezogen und lassen uns von Loris vorlesen oder singen gemeinsam…

3 Kommentare

    1. Ihr lieben, danke für eure Grüße. Ich hab im Music Instrument Museum of Phoenix an euch gedacht, als ich vor einer Wand voller Akkordeons stand.
      Habt eine schöne Weihnachtszeit und seid liebst gegrüßt. Franzi

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