Unsere Nacht in Tequila war so ein besonderes Erlebnis, dass ich davon separat berichten möchte.
Chacala zu verlassen fiel uns nicht so leicht. Wir hatten traumhaften Strand, wunderbare Tage und fantastische Sonnenuntergänge. Und wir wussten, wenn wir weiterfahren, hören wir nachts kein Meeresrauschen mehr – wir wollten ostwärts ins Landesinnere. Ein bisschen stimmte uns das wehmütig.
Dennoch fuhren wir los und steuerten als nächstes kurzes Zwischenziel Tequila an – DAS Tequila, aus dem DER Tequila kommt.
Ohne mich im Vorfeld damit auseinandergesetzt oder in meiner Vergangenheit trinkfester Kenner geworden zu sein, wurde bei der Anfahrt auf die Stadt klar, was wohl die Basis guten Tequilas ist: die Agave. Unzählige Plantagen ziehen sich über die Hügel und Ebenen vor den Toren der Stadt. Zwischenzeitlich weiß ich, es ist die Blaue Agave, welche den Tequila in ihrem Herzen trägt…
In der Stadt kann man ganz touristisch schreckliche Souvenirs erwerben, Rundfahrten in Holzfässern oder rollenden Tequila-Flaschen machen oder in einer von unzähligen Tequilerias an einer Verkostung teilnehmen. Wir haben uns da lieber unter die Einheimischen gemischt und waren im Waschsalon und haben festgestellt, für die Wäsche nimmt Frau (liebe Männer, entschuldigung, aber mexikanische Machos waschen keine Wäsche) auch hier keinen Tequila, sondern Wasser und Waschmittel…
Mit sauberer Wäsche und kleinem Einkauf im Gepäck überlegten wir, welchen Ort zum Übernachten wir ansteuern. Es wurde dunkel, deshalb sollte es nah sein.
In unserer App fanden wir einen Tipp für einen privaten Hof, der ganz in der Nähe war und eine unkomplizierte Übernachtungsmöglichkeit zu bieten schien. So landeten wir schließlich bei Arnol und seiner Familie.
Arnol schien Bauunternehmer und Bauherr auf seinem eigenen Grundstück zu sein. Schweres Gerät, Baustahl, Betonpfeiler. Platz für Camper? Mmmh? Irgendwie nicht! Aber, kein Problem, den schaffen wir. Der Baustahl wurde von Arnol, seiner Frau und einer Tochter zur Seite geräumt und schon war er da, unser Stellplatz. Wir versuchten mitzuhelfen, aber mit zu vielen motivierten Kinderhänden wurde es eher gefährlich.
Arnol und seine Frau waren unglaublich. Sie nahmen uns einfach auf, obwohl es dunkel war, der Platz zunächst fehlte und wir einfach so spontan vor der Tür standen. Und weil die Dusche nicht funktionierte, durften wir auch nichts bezahlen.
Wir verständigten uns via Übersetzungs-App, weil weder Englisch auf der einen noch Spanisch auf der anderen Seite ausreichend funktionierten. Aus der iOverlander-App wussten wir, dass Arnol plant, auf seinem Hof irgendwann Stellplätze für Camper anzubieten. Bis dahin ist es noch ein Stück Weg. Wir waren jedenfalls erst die zweiten Gäste.
Am nächsten Morgen durften wir noch ein eine Woche altes Fohlen begrüßen. Das war ganz schön aufregend, weil für einen kurzen Moment dem Fohlen außerhalb der Box die Nerven durchgingen und die Straße nicht weit war. Zum Glück hat Arnol die Nerven behalten und Fohlen und Stute wieder beruhigt bekommen, sodass weder Tier noch Mensch in Gefahr kamen. So konnten wir dankbar für diese schöne Begegnung nach Villa Corona starten, wo ein Campingplatz mit Wasserpark auf uns wartete. Und falls ich in meinem Leben irgendwann mal Tequila trinke, dann weiß ich, welchem Ort und welchen Menschen meine Gedanken gehören…