Nach zwei Nächten in Ensenada nutzten wir einen wolkenverhangenen, regnerischen Tag, um weiter in den Süden zu fahren.

Was wir nach dem Verlassen Ensenadas sahen, hat mich zunächst ziemlich erschreckt – Armut, Wellblech, schlammige unbefestigte Straßen, Schmutz überall. Das Regengrau hat zu diesem Eindruck sein Übriges getan. Irgendwie hat das nicht zu meiner farbenfrohen fröhlichen Erwartung gepasst und mein Sicherheitsbedürfnis hat sich sofort sorgenvoll gemeldet. Mir kam in den Sinn, dass hier, wo wir grad durchfahren wahrscheinlich jeder Gegenstand in unserem Auto ein Luxusgut wäre und ich wollte mir besser nicht ausmalen, was im Fall einer Autopanne wohl passiert. Zum Glück war auch diesmal wieder Marko der tiefenentspannte, der nicht nur mich beruhigte, sondern auch dafür sorgte, dass die Sorgenwelle nicht auch noch zu den Kindern rüberschwappt.
Die folgenden Ortschaften wirkten dann schon etwas zivilisierter. Es lag nicht mehr überall Müll herum, Gärten waren keine Ersatzteillager für Autos mehr und man konnte erkennen, dass es Menschen gibt, die es wohnlich mögen. Ok, ich entspannte mich langsam.

Wir kamen ca. 150km südlich bis nach Camalú, wo wir die asphaltierte Hauptstraße verlassen mussten, um zu unserem Ziel, der Piratenbucht „La cueva del pirata“, zu kommen. Hier begann der spannende Teil der Reise, von dem ich vor lauter Ohgottogottogott, gar keine Fotos gemacht habe: Unbefestigte Matsch-Loch-Buckel-Wasserloch-Piste. Wir und der Inhalt unseres Autos wurden ordentlich durchgeschüttelt und manches stand anschließend Kopf. Nach drei Kilometern, für die wir zwanzig Minuten brauchten, erreichten wir das Meer und unser Ziel. Und, wer war schon da? Unsere Dortmunder Nachbarn aus Ensenada. Auch sie waren unerschrocken der Piste gefolgt und gemeinsam hofften wir nun darauf, dass der Regen aufhören wird.

Die Stellplätze befanden sich auf der Meerseite einer – wenn man den Fotos auf der Theke Glauben schenkt – mindestens zehn Jahre alten Hotelruine. Der heutige Besitzer hält Küche und Restaurant am Laufen und hat einige Zimmer im Erdgeschoss fertig gestellt – also vergleichbar mit einem südeuropäischen „fertig“.  Bauschutt, Bauabsperrung, Baustahl, Baustelle. Spooky.
Das für uns sehr Angenehme dabei war, dass wir für wenig Geld zum Stellplatz ein Appartment bekamen, wo wir das Bad nutzen konnten. Und für die Kinder gab es am ersten Abend die Möglichkeit, im Trockenen zu sein, während Marko die Zelte aufbaute.

Am nächsten Morgen kitzelte uns bereits die Sonne wieder wach und wir starteten in einen entspannten Spiele-, Sonnen-, Pausetag. Langsam trocknete die Erde um uns herum und die Jungs fanden viele Projekte zum Beschäftigen.
So verlängerten wir Tag für Tag, weil irgendwie alles entspannt und gut war.
Am dritten Tag hupte es laut und unsere schweizer Freunde kamen wieder dazu. Nun waren es noch mehr Projekte, die bearbeitet wurden, noch mehr Spielideen wurden ausgetauscht und die Kinder schliefen abends gegen sieben allesamt ein.

Zwischendurch machte sich Marko zweimal mit dem Fahrrad auf den Weg zum Einkaufen. Wir hatten nach dem ersten Einkauf im mexikanischen Walmart beschlossen, dass wir das nicht mehr wollen und jetzt versuchen, in kleine mexikanische Läden zu gehen. Gesagt getan, kaufte er sich durch den kleinen no-name-supermercato, sparte Geld, traf nette Mexikaner und versicherte mir, dass es bei Sonnenschein betrachtet alles wieder ganz anders aussieht. Ok, du Liebe auf den zweiten Blick, ich geb dir eine Chance.

Nach fünf Nächten dann waren unsere Energiereserven wieder aufgefüllt und es wurde Zeit, weiter zu fahren. Der schweizer „Lasti“ war schon bald fertig gepackt und abfahrbereit und unsere Wege trennten sich wieder ein Stück. Bis sie sich sicher ganz bald wieder kreuzen…

 

3 Kommentare

  1. Ihr Lieben, wir lesen Eure Beiträge wie ein Buch, es ist super spannend, Euch so zu begleiten. Ju wäre am liebsten mit den Jungs in den tollen Küstenfelsen herumgeklettert. Vermissen Euch und senden liebste Grüße!

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