Als ich vor ein paar Wochen den Reiseführer von Costa Rica in die Hände genommen und mir Ziele rausgepickt hab, die ich gern sehen möchte, standen auch die Nebelwälder von Monteverde und Santa Elena mit auf der Liste. Es klang vielversprechend, durch den Regenwald zu wandern, viele Tiere, verschiedenste Pflanzen und Wasserfälle zu sehen. Ist doch Costa Rica insbesondere für seine Artenvielfalt in Flora und Fauna berühmt.
Motiviert und mit diesem Ziel im Blick fuhren wir die 135 km von der Nicoya-Halbinsel ins Landesinnere nach Juntas. Ein Stück oben auf dem Berg fanden wir einen Stellplatz auf dem Grundstück von Fernando. Extra für Overlander hat er zwei Sanitärhäuschen errichtet und freut sich riesig über Gäste. Weil wir die Einzigen waren, hatten wir die Wahl – Strom oder Ausblick. Zunächst hätte vielleicht ‚Strom‘ gewonnen, doch nachdem wir gesehen hatten, um welchen Ausblick es sich handelt, war uns der Strom egal…
Wir dachten, wenn morgens die Sonne scheint, reicht der zusätzliche Strom von den Solarzellen vielleicht, um zwei Tage ohne Strom aus der Dose zu schaffen. Schlussendlich blieben wir vier Nächte.
Wir erlebten unglaubliche Nebel-, Regenwolken-, Sonnenschauspiele, sahen Papageien, Geier, Kühe, ein Kälbchen UND eine Lanzenotter. Und das, obwohl uns Fernando versichert hatte, dass es hier keine Schlangen gibt.
Die Geschichte dazu ist so verrückt, wie nur etwas: In der ersten Nacht hat Loris im Schein seiner Stirnlampe gesehen, dass ihn aus dem Griffloch(!) der Toilettentür (eine hohle Holztür) zwei Augen anschauen und eine gespaltene Zunge Zischgeräusche macht. Er war sich hundertprozentig sicher, dass das eine Schlange gewesen sein muss. Seine Brüder tischten ihm dann tausend Gründe auf, warum das jetzt also gar nicht sein kann und er sich sicher geirrt und verguckt hat. Marko hatte mehr Vertrauen in die Aussage und hat das Loch mit Panzerband zugeklebt. Am Morgen unserer Abreise dann sah wiederum Loris, dass von Innen etwas gegen das Klebeband drückt. Also hat Marko Handschuhe angezogen und mit einem Messer das Klebeband vorsichtig gelöst. Und plumps lag vor uns eine kleine, sich windende Schlange. Ich hab versucht, das Ganze zu filmen, hab aber vor Schreck im entscheidenden Moment fast das Telefon fallen gelassen…
Weil wir nicht wussten, was für eine Schlange es ist, haben wir nur aus der Ferne Fotos gemacht und die Jungs haben umgehend Fernando geholt, der sich dann um sie gekümmert hat. Anhand der Fotos konnten wir im Internet recherchieren und noch heute stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn ich mir überlege, was hätte passieren können, wenn die Schlange nicht am Klebeband geklebt hätte oder wenn gar Loris sie nicht nur gesehen, sondern berührt hätte, oder irgendjemand anderes. Denn auch wenn es nur eine kleine war, war es dennoch eine nicht ungefährliche Giftschlange. In der Tür der Toilette…
Eines schönen Morgens kam Fernando mit seinem kleinen gesattelten Pferd zu uns und lud die Jungs ein, ein kleines Stück zu reiten. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen und danach stand Fernando in der Liste der nettesten Menschen unserer Reise ziemlich weit oben. Wir haben viel Spaß mit der Übersetzungs-App seines Telefons gehabt, haben viel über die schlechten Übersetzungen gelacht und uns trotz unterschiedlicher Sprachen stets verständigen können. Fernando ist so ansteckend fröhlich, dass die so regenreichen Tage bei ihm uns dennoch in schöner Erinnerung bleiben werden.
Die Nebelwälder haben wir dann gestrichen. Wir hatten genug Nebel gesehen und außerdem im Auto keinen Platz für sieben Paar Gummistiefel…
Oh Gottlob, Loris, du Schlangenbeschwörer! Hast dich und / oder andere gerettet! Im richtigen Moment mit deiner Lampe… Und auch der Schlange danke, dass sie vorher rausschaute und nicht erst, als du reingefasst hast. Ganz schöne Gänsehautgeschichte! Und Franzi – du schreibst einfach so gut. Das muss mal gesagt sein!
Das finde ich allerdings auch… es ist immer ein bisschen wie mitten unter und mit Euch sein. Es ist so schön eure vielen Paradiese zu bestaunen.
Liebe Grüsse aus ‚m Ländle – bei uns ischs heut sähr sommerlich!
Hallo ihr 7, die Beschreibungen und die Bilder sind immer wieder beeindruckend. Euer „kleiner“ scheint ja immer schneller zu wachsen. Also weiterhin viel Spaß und immer ein Klebeband bei der Hand. In einer Woche startet Theo nach Australien. Grüße aus CB.