Manche Tage beginnen schon verkorkst, weil irgendeiner mit dem falschen Bein aus dem Schlafsack gestiegen ist und gehen dann grad so weiter. So einen hatten wir neulich.

Er startete damit, dass Livius und ich darüber philosophierten, was denn nun das Besondere am Adventskalender ist. Es war geschehen, dass Livius meine aufgehängten Tütchen einfach abgehängt und seinen Brüdern ins Zelt getragen hat. Vermutlich wollte er tauschen und nicht warten, bis die anderen nach unten geklettert waren. Ich war ziemlich sauer deswegen, weil ich finde, dass der Moment des Entdeckens, Abhängens, und Öffnens des Tütchens was Besonderes ist, was er seinen Brüdern nun genommen hatte. Für ihn war das eher ganz pragmatisch – Tüte, Schokolade, fertig. Frau – Mann? Mutter – Sohn? Franzi – Livius? Wer weiß…

Weiter ging es damit, dass wir darüber diskutierten, warum die Aufgaben, die jeder für die Gemeinschaft übernommen hat auch dann erledigt werden müssen, wenn man mal keine Lust hat. Loris ist grad unser Profi im Ausreden finden, aussitzen und Diskutieren bis die Ohren klingeln. Und leider ist er echt gut darin. Puh.

Anschließend ging es mit Livi weiter, der so gar nicht nachvollziehen konnte, dass er im Auto keine Steine abschleifen darf. Okay, der Stein war klein und der Abrieb vielleicht nicht immens, aber, das Auto ist keine Werkstatt und meine Nerven auch schon etwas abgerieben zu dem Zeitpunkt.

Als wir dann später durch Chinatown liefen, hatten wir eine eindrucksvolle Begegnung mit einem älteren Herrn. Es begann damit, dass er unseren Kindern eine Kugel Eis spendierte, einfach so. Wir bedankten uns und kamen mit chinesisch-deutsch-akzentuiertem Englisch ein bisschen ins Gespräch. Dabei wandte er sich aus tiefem Herzen und ganz ohne Pathos mit der Bitte an die Kinder, die Welt zu einem guten Ort zu machen. Er sei zu alt dazu. Dann verriet er uns noch, dass wir seine Geschichte im Internet lesen können, ein Journalist hatte ihn interviewt. Das taten wir und stellten fest, dass wir einem unscheinbaren Menschen begegnet waren, der viel zu sagen hatte. Jimmy Wong wird uns mit seiner Bitte im Gedächtnis bleiben und wir waren froh, wenigstens ein Foto mit ihm gemacht zu haben.

Wer mag, hier ist der Artikel: https://www.latimes.com/local/california/la-me-lopez-wong-20180131-story.html

Anschließließend führten wir eine sehr emotionale Diskussion über die Rettung kleiner Wasserschildkröten. Diese wurden in kleinen Plastikboxen zu je zwei Stück für sieben Dollar in sämtlichen Souvenirshops in Chinatown verkauft. Die Kinder waren außer sich und hätten am liebsten alle gekauft und mit der Welt(fauna)rettung umgehend begonnen. Doch was wäre aus den Schildkröten in unserem Auto geworden und dürfen sie überhaupt ins Flugzeug? Oder können wir sie freilassen?Und lässt sich ihre Art überhaupt retten, wenn wir mit unserem Kauf doch den Absatz ankurbeln? Kleine Schildkröte – globale Diskussion…

Später waren wir dann noch auf einem Spielplatz in einem Park. Irgendwann fuhr ein Polizeiauto vor und ließ zwei junge Männer mitsamt ihrem Hab und Gut raus. Es schien, als hätten die Polizisten sie „nach Hause“ gebracht, in den Park. Als wir dann wieder ins Auto stiegen, spielte einer der beiden mit einem kleinen Jungen Basketball und beide wirkten total glücklich dabei. Das Bild passte nicht in die Schublade, die ich vorher aufgezogen hatte und wieder einmal bin ich über mich selbst gestolpert…

Ein Kommentar

  1. Hallo Ihr Lieben, hatte heute erstmals Gelegenheit, Eure Berichte auch tagsüber zu lesen und bin nun auf dem aktuellen Stand. Es sind wirklich beeindruckende Bilder, die Ihr da einstellt. Chinatown scheint auch sehenswert zu sein. Ich wünsche Euch weiterhin eine gute Reise und noch viele tolle Erlebnisse. Ich melde mich bad wieder.

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