Wir wollten also von der einen Seite der (fast) Mauer auf die andere. Irgendwie ein bekanntes Thema, wenngleich die Richtung in diesem Fall die früher weniger wünschenswerte gewesen wäre – vom Westen in den Osten sozusagen.
Deshalb hieß es zunächst Abschied nehmen – von den USA, von Nordamerika, von unserem ersten halben Jahr, der englischen Sprache, dem Vertrauten. Doch, es fiel uns leicht. Nicht, weil das erste halbe Jahr etwas vermissen lies oder uns nicht gefallen hätte, sondern, weil es uns Lust gemacht hat auf mehr. Weil wir mutig geworden sind, Fremdes zu Vertrautem zu machen und, weil wir erfahren haben, dass wir viele Dinge gemeinsam bewältigen können, das wir auf dem für uns richtigen Weg sind. Also, auf zu neuen Ufern, auf nach Mexico!
Der Weg bis zur Grenze war mit 15km sozusagen ein Katzensprung. Zum Glück, denn wir waren ja erst reichlich spät losgekommen.
Vom Grenzübergang Tijuana wussten wir bis zu diesem Zeitpunkt lediglich, dass er der wohl meistfrequentierte der westlichen Hemisphäre sein soll – 70.000 Menschen in Autos und 20.000 Menschen zu Fuß – jeden TAG! Wir hatten also Respekt. Zum Glück gibt es das Internet und die iOverlander-App mit zahllosen Informationen für Menschen wie uns.
Der erste Teil war ganz problemlos – wir parkten unser Auto vor der Grenze und gingen zunächst zu Fuß ins Hauptgebäude. Dort war von den gefürchteten Menschenmassen erstmal nichts zu spüren. Die Beamten waren vor allem mit Nichtstun beschäftigt. Wir durften erneut sieben Zettel ausfüllen (eigentlich Unsinn, weil die Pässe alle elektronisch sind, aber vermutlich müssen die Formulare noch aufgebraucht werden 😉 ), dem Beamten freundlich zulächeln und die Kinder davon abhalten Trump-Witze zu erzählen. Fertig. Stempel im Pass, wir dürfen rüber.
Der zweite Teil misslang im ersten Versuch: Erlaubnis/Permit erhalten, um das Auto von der Halbinsel Baja California, die wir in Mexiko zuerst bereisen, mit auf das Festland nehmen zu dürfen (warum auch immer, gibt es innerhalb Mexicos unterschiedliche Regelungen). Es scheiterte daran, dass es der Beamtin nicht gelang, unsere Fahrzeugnummer in ihr Formular einzupassen.
Marko behielt zum Glück einen kühlen Kopf und entschied ganz pragmatisch, dass wir „da jetzt einfach durchfahren“, schließlich benötigen wir dieses Permit ja für die Baja California noch nicht und wenn wir erstmal drin sind, werden wir eine Lösung finden. Außerdem müssen wir HEUTE ausreisen. Gesagt getan. Wir stiegen also wieder ins Auto und reihten uns in eine der vielen Schlangen ein. Die Grenzposten stoppten uns, schauten in die Pässe, ob wir einreisen dürfen, interessierten sich formell aber überhaupt nicht für das Auto. Lediglich ein kurzer Check der Ladung wurde vorgenommen. Und schon waren wir in Mexico…
…und froh, dass wir die Region Tijuana gleich wieder verlassen konnten, denn zunächst erwartete uns ein wahrscheinlich typisches Bild einer Grenzstadt, in der Flüchtlinge stranden. Viele viele Obdachlose, auf dem Highway, neben dem Highway, in Zelten auf dem Standstreifen usw..
Wir sahen also zu, dass wir vorwärts kommen und landeten noch vor Sonnenuntergang bei Julio auf dem Campingplatz in Ensenada – neben einem Dortmunder Wohnmobil und mit Blick auf den Pazifik. Erste Reihe.
Hier blieben wir zwei Nächte, wie auch unsere Nachbarn – Margot und Ecke – mit denen wir uns gern austauschten und die uns ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk machten: echte deutsche Spekulatius. Mit Mandeln. Schwupp weg. Lecker!
Jetzt heißt es: Spanisch lernen, Spanisch lernen, Spanisch lernen. Dann wird es einfacher mit der Kommunikation.
Und herausfinden, wie und wo wir gut einkaufen können, was uns schmeckt und wie verschiedene Dinge zubereitet werden.
Viva Las Mexiko, heisst das nicht willkommen in Mexiko, oder auf nach Mexiko? Egal wie auch immer, wir drücken weiter die Daumen und wünschen euch weiterhin den nötigen Mut. Freuen uns schon euch mit einem sombrero zu sehen. Also „Asta la Vista“ oder so ähnlich. Grüße aus CB