Mit gewaschener Wäsche, gefüllten Wasserkanistern und Vorratsschränken wollten wir uns nun, nach tatsächlich schon knapp zwei Monaten auf der Baja, auf den Weg zum mexikanischen Festland machen. Das Gefühlschaos (in mir) hatte sich etwas gelegt und mein Vertrauen in mich und in unsere gemeinsame Lösungsfindungskompetenz am anderen Ende der Welt war wieder gestärkt.
So loteten wir also die Optionen für unseren weiteren Weg aus.

Die Überfahrt mit der Fähre von La Paz nach Mazatlán würde über Nacht sein und wir hofften auf Schlafmöglichkeiten außerhalb unseres Autos, buchten aber vorsichtshalber bei der Fährgesellschaft, die es uns ermöglicht, auch während der Fahrt ins Auto zu gehen.

Immerhin hatte ich ja schon vor vielen Jahren bei einer Überfahrt nach Korsika und einer nach England umfassend 😉 Erfahrung gesammelt und konnte mich erinnern, dass es auf dem Schiff viele Sitzmöglichkeiten in Form von Sofas gab, die zumindest ein gemütliches Ruhen möglich machten. So hofften wir, würde es auch diesmal sein…

Zugegebenermaßen unterschied sich aber das Ist vom Soll, oder zumindest vom Könnte. Leider!

Die Gemeinschaft der Überfahrer bestand aus zwei Gruppen, eigentlich drei: viele Truckfahrer, ein paar erwachsene Touristen und fünf Kinder. Die Frauenquote entsprach in etwa der eines deutschen Großkonzerns – deutlich unterrepräsentiert. Im Vergleich dazu war die Kinderquote vermutlich überdurchschnittlich. Wenigstens das. Nur durch uns! Der Frauenquote half das allerdings nicht.

Wir inspizierten also zunächst die Räumlichkeiten und fanden einen Speiseraum mit zwei Tischen, an denen ca. 16 Menschen Platz fanden und einer Fernsehecke, und außerdem zwei Aufenthaltsräume mit ausrangierten Flugzeugsitzen und einem, zum Zeitpunkt unserer Inspektion ausgeschalteten, Fernseher. Hier ließen wir uns erstmal nieder. Es war bereits nach 17 Uhr und eigentlich sollte das Schiff schon abgelegt haben. Aber, das dauerte noch eine ganz Weile. Zum Glück waren wir durch Informationen von anderen darauf vorbereitet, dass die Fähre im Normalfall erst gegen 19 Uhr ablegt und wurden nicht nervös. So kam es, dass wir das Abendessen unserer Kreuz… äh Fährfahrt bereits im Hafen zu uns nahmen: Gulasch mit Zucchini, Nudeln und Bohnenmus und dazu Tortillas. Typisch mexikanisch und eigentlich ganz lecker. Anschließend spielten die Jungs Rummykub und bauten ihre Computerspielstadt bei Designer City weiter. Bis, ja bis der Fernseher angeschaltet wurde. Zunächst schafften wir es entspannt zu bleiben und versuchten, die Jungs vom Anstarren des Bildschirms bei der großformatigen Aufnahme paarungswütiger Homo sapiens, abzuhalten. Nachdem sich aber herausstellte, dass der Film vor allem aus ebendiesen Szenen bestand und sich noch immer Mitreisende im Raum befanden, die das interessiert verfolgten, floh ich mit den Kindern ins Auto. Wir bauten Stuhlbetten in der Lücke neben dem Auto, befreiten die Autositze von den Kindersitzen und versuchten anschließend mit einem oder mancher auch mit beiden Augen etwas Schlaf zu bekommen. Marko klemmte sich später auf den Fahrersitz und fand wahrscheinlich den wenigsten Schlaf. Ich schaffte es zumindest, Bennett immer mal wieder von meinem Schoß auf seinen Sitz umzubetten.


Aber, ich gebe zu, dass ich froh war, als der Morgen graute und wir gegen sieben frühstücken gehen konnten. Das Essen ähnelte dem Abendessen, mit leicht abgewandelten Komponenten. Zur „Unterhaltung“ der Gäste lief im Fernsehen „Jeder stirbt für sich allein“ auf spanisch und ein leichtes Unbehagen stieg in mir auf. Ich vermute, es hatte niemand das Fernsehprogramm studiert und obwohl alle hinstarrten, hat keiner wirklich aufmerksam verfolgt, worum es ging. Jedenfalls schenke uns in diesem Zusammenhang keiner Aufmerksamkeit.

Gegen neun kamen wir dann in Mazatlán auf dem Festland an…

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