Vulkane – Vullkane – Vulkane. Entlang des pazifischen Feuerrings kann und will man ihnen nicht entkommen. Unsere Geschichten gehen also weiter.

Vor uns lag der Weg von León nach Granada. Dafür wollten wir Managua streifen, dem Vulkan Masaya in den Topf gucken und schließlich am Kratersee Apoyo, vor den Toren Granadas, unsere Zelte aufschlagen.

Kurz vor Managua begegnete uns erstmalig, und hoffentlich einmalig, die Willkür nicaraguanischer Polizisten. An einem Kontrollpunkt wurden wir angehalten und des Überfahrens der durchgezogenen Linie bezichtigt. Hatten wir definitiv nicht – nicht hier, denn es war ein LKW vor uns, der ziemliche Schlenker gefahren ist, was ein Überholen schon im Ansatz scheitern ließ. Die zwei Polizisten hatten ihre Rollen klar verteilt – good guy/bad guy. Einer hat sich freundlich mit uns unterhalten, der andere hat uns Anweisungen und Belehrungen um die Ohren gepfeffert, eine Vergehens-Skizze angefertigt und uns aufgefordert, bei irgendeiner Bank Geld einzahlen zu gehen, damit wir unsere Papiere wieder bekommen. Weil wir das Vergehen aber nicht begangen hatten und ohnehin auch nicht gewusst hätten, wo wir Geld einzahlen müssen und Marko zudem für soviel Dreistigkeit auch nicht bereit war „Trinkgeld“ zu geben, sind wir einfach stehen geblieben. Dieses Konzept schien für die Polizisten undurchschaubar und für uns sehr richtig – nach wenigen Minuten kam der „bad cop“ mit unseren Papieren und ließ uns fahren. So konnten wir noch unsere Hausaufgaben erledigen – einkaufen, Wäsche waschen, Vulkan bestaunen.

Vulkan Masaya

Der Vulkan Masaya liegt inmitten eines Nationalparks – wobei davon auszugehen ist, dass der Vulkan zuerst da war – was natürlich bedeutet, dass ein Eintrittsgeld erhoben wird. Und weil vulkanische Abendveranstaltungen erfahrungsgemäß die imposanteren sind, ist der Eintrittspreis hier gleich in Dollar (klingt weniger) angegeben und für Kinder gleich hoch wie für Erwachsene. Also mussten wir kurz in uns gehen, $60, huiuiui. Aber in diesem Fall hat „wenn wir schon mal hier sind“ gegriffen. Und, es war eine gute Entscheidung.

Der Masaya hat drei Krater, von denen einer noch aktiv ist. Und in Zeiten, in denen sich die Aktivität auf mäßiges Geblubber beschränkt, dürfen die Besucher bis an den Kraterrand kommen und am Tag und bei Dunkelheit einen Blick unter die „Eierschale“ Erdkruste werfen.

Und so standen wir dann am Mäuerchen und schauten zunächst im Dämmerlicht der wabernden Masse im Schlund des Masaya zu und warteten, bis es schließlich dunkel war und das Magma rot und bedrohlich brodelte. Wir hatten das große Glück, dass der Wind günstig stand und wir die schwefeligen Dämpfe nicht abbekamen. So konnten wir gut sehen und mussten nicht nach 15 Minuten den Berg wieder verlassen. (das ist sonst die Empfehlung, um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen)

Der tragische Teil der Geschichte des Masaya ist, dass er immer wieder Menschen verschlang – zunächst, im präkolumbischen Zeitalter, geopferte Kinder und Jungfrauen, um die Götter milde zu stimmen und im letzten Jahrhundert politische Gegenspieler Somozas. Und weil eine Aufarbeitung dieser letzten Gräueltaten vom aktuellen Präsidenten nicht gewünscht ist, ist nicht bekannt, wievie Menschen, von wem und unter welchen Umständen auf diese Weise umkamen.

Wir jedenfalls haben beeindruckt und ohne Blessuren den Krater wieder verlassen und für eine Nacht unser Lager direkt am Tor des Nationalparks aufgeschlagen. Weil es an solchen Stellen immer auch nachts einen Sicherheitsdienst gibt, waren wir gut beschützt und konnten gut schlafen.

Lagune Apoyo

Der Vulkane nicht müde, führte uns unser nächster Weg – nach einem Zwischenstopp in der Stadt Masaya – zur Lagune Apoyo, einem wunderschönen Kratersee, direkt vor den Toren Granadas.
Wir verbrachten hier, im Hostel Paradiso, eine gute Woche mit Baden, Angeln, Kajakfahren, Billard und dem Erkunden von Granada.

Impressionen von Masaya

Impressionen von der Lagune Apoyo

Granada

Auch diese bunte, lebendige Kolonialstadt hat direkt den Zugang in unsere Herzen gefunden. Insbesondere dadurch, dass wir auf den Spuren unseres Stuttgarter Freundes Paul wandeln durften…

Im Vorfeld hatten wir Kontakt mit seiner Familie aufgenommen und uns für einen Sonntagnachmittag verabredet. Weil unser Shuttle bereits am späten Vormittag in Granada ankam, nutzten wir die Zeit, um Pauls frühere Wirkungsstätte zu besuchen – die Casa de los tres mundos (Das Haus der drei Welten). Dieses unmittelbar an der Kathedrale gelegene Künstlerhaus ist ein Ort, der auf das Engagement des österreichischen Schauspielers Dietmar Schönherr zurück zu führen ist. Schönherr hat einen Ort geschaffen, der dem Entdecken der kulturellen Vergangenheit, dem kulturellen Schaffen und Musizieren in der Gegenwart und dem Sichern der Zukunft durch die Verknüpfung von beidem dient. Die Politik vermag es nicht, den Menschen eine hoffnungsvolle Zukunft zu skizzieren, umso wichtiger ist es, den Menschen ihre Wurzeln aufzuzeigen und ihnen dadurch Kraft und Mut zu geben.

Wir durften Künstler kennen lernen, die in den Ateliers der Casa Raum für Kreativität finden und allesamt zu der Gruppe gehören, der auch Paul einst angehörte. Wir trafen Alicia in ihrer Druckwerkstatt, die uns erzählt hat, dass sie schon als kleines Mädchen hier war und die heute neben ihrem Job ehrenamtlich Kurse für Frauen und Mädchen aus dem ländlichen Raum um Granada gibt, um ihnen eine Welt außerhalb ihres oft nicht einfachen Alltags zu zeigen. Sie schenkt Zeit und Geld, um Menschen ihres Landes Hoffnung zu geben – was für eine berührende Begegnung.

mit Jamir, Memo und Roberto

Nach diesem schönen Start in Granada machten wir uns auf den Weg zu Pauls Familie. Wir kauften noch Obst, Kuchen und Cola ein, was wir sozusagen als Gastgeschenk mitnahmen. Am Lädchen, wo wir glaubten, dass es der Wegbeschreibung nach in der Nähe sein müsste, fragten wir den Verkäufer, ob er wüsste, wo Pauls Familie wohnt. Und tatsächlich – Paul ist nach wie vor sehr bekannt.

So begann unser aufregender, von vielen Menschen, die kamen, uns vorgestellt wurden, und wieder gingen, belebter Nachmittag. In der kleinen Hinterhaus-Straße lebten viele Erwachsene und noch mehr Kinder – die größte Familie hatte neun. Außerdem verliebten sich unsere Jungs umgehend in die beiden Papageien Pepe und Pepito, die sozusagen auch zur Familie gehörten. Wir unterhielten uns englisch, ein bisschen spanisch und fühlten uns von Anfang an wie Freunde der Familie. Wir erfuhren von dem Leben während der Unruhen im vergangenen Jahr und heute und fühlten die Traurigkeit ob der unsicheren Zukunft. Die nächsten Wahlen sind noch fern…

Aber, wir spürten auch, dass das Leben weiter geht, dass Ideen geboren werden, die Zukunft zu gestalten. Für uns war der Tag ein, von Begegnungen geprägtes Erlebnis, dass uns noch lang begleiten wird. Wir sind sehr dankbar, diese Möglichkeit bekommen und diese wunderbaren Menschen kennengelernt zu haben.

Und, weil wir noch nicht alles gesehen hatten, machten wir noch einen zweiten Ausflug nach Granada, besichtigten den, trotz Bauarbeiten zugänglichen Teil der Kathedrale, schlenderten durch Marktstraßen und genossen eine Stadtrundfahrt zu allen besonderen Orten mit der Pferdekutsche. Anders als in Antigua in Guatemala sind die Straßen hier nicht mehr historisch gepflastert und so mit einer Kutsche schmerzfrei befahrbar.

Es folgten ein paar regnerische Tage, die die Jungs mit Angeln verbrachten und uns kleine Fische zum Braten bescherten. Und am ersten Tag mit einem trockenen Vormittag, packten wir zusammen und machten uns auf den Weg zum nächsten Abenteuer…

2 Kommentare

  1. Liebe Franzi,

    Danke für deine interessanten Berichte und die wunderschönen Bilder! Ich bin sehr gespannt, wie es bei euch weiter geht auf dieser spannenden Reise.

    Liebe Grüße
    Susanne

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