„‚In Panama‘, sagte er, ‚ist alles viel schöner, weißt du. Denn Panama riecht von oben bis unten nach Bananen. Panama ist das Land unserer Träume, Tiger. Wir müssen sofort morgen nach Panama…'“

aus „Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch

An manchen Tagen geht mir die Kraft aus. Die Kraft, noch mehr Regen auszuhalten; die Kraft, noch mehr Nudeln und Reis auf unserem maroden Kocher zu kochen; ja, auch die Kraft, dieses an manchen Tagen mir fürchterlich fad schmeckende Essen auch noch zu essen; die Kraft, von sieben Uhr morgens bis zehn Uhr abends Ansprechpartner für die Kinder zu sein; die Kraft, Routen zu planen und die Kraft, das Licht am Ende des Chaos-Tunnels unseres Haushalts zu suchen.
Dann wünschte ich, wir wären schon in Panama. Dann freue ich mich auf das Sichten, Sortieren und Minimieren unseres Hab und Guts, dann verspüre ich Vorfreude, dem Regen Lebwohl zu wünschen, dann möchte ich ganz schnell nach Afrika, um die nächste Etappe einzuläuten.

Ja, ich glaube, das nennt man Reiseblues. Und mich hat er voll erwischt.

Jacó

Als wir San José verließen, waren wir voller Vorfreude, wieder ans Meer zu fahren. Wir hatten uns extra für die Pazifikseite entschieden, weil wir wussten, dass wir dort sowohl die Hannoveraner Familie, als auch unserer Berliner Freunde wiedertreffen werden.
Leider wurde alles nicht ganz so einfach. Am Hostel in Jacó, wo die Berliner standen, wurde uns als erstes gesagt, dass Kinder hier generell nicht erwünscht sind. Ok, aber es ist ja Nebensaison, das Haus nur zu 10% ausgelastet und außerdem wollten wir ja nur auf dem Schotterparkplatz neben dem VW-Bus stehen. Also sah sich die Dame dann formell bemüßigt, zumindest so zu tun, als würde sie in ihrem System nach einem preislich einmaligen Angebot suchen. Fand sie auch, denn nach gefühlt zehn Minuten spuckte dieses die Zahl 40 aus. Dollar pro Nacht! Für Schotter und Kinder unerwünscht! Alles klar, man wollte uns los werden. Wurde man auch. Wir fuhren an den Strand und standen für eine Nacht direkt am Wasser. Wie wir im Lauf der nächsten Tage rausfinden sollten, ist man in Costa Rica sehr gut beraten, wenn man autark campen kann. Der Strand ist öffentlicher Bereich, wo sich jeder kostenlos hinstellen kann. Wenn man zu zweit ist, ist auch das Toilettenthema nicht ganz so groß, aber zu siebt… Mmmmh, für mich war das nix.

Stellplatz mit Mandelbäumen direkt am Meer

So fuhren wir am nächsten Tag noch mal zu Anne und Martin und verbrachten trotz erneutem „Bitte nicht auf dem Parkplatz aufhalten!“ und „Könnten Sie mit dem Kind (Anne mit Bennett) bitte den Hostelbereich verlassen!“ zumindest noch ein paar schöne Stunden miteinander. Eine solch garstige Behandlung haben wir in den letzten 15 Monaten noch nie erlebt.

Esterillos Oeste

Schließlich fuhren wir 20km weiter in den Süden, nach Esterillos, wo der Frust seinen Lauf nahm. Es gab Dreckplätze mit kalten Duschen (ok, ist hier Standard), verlassene Plätze mit Telefonnummern oder Baustellen aber nichts, das irgendwie dem entsprach, was wir bis dahin in Mittelamerika erlebt hatten. In einer Bar bekamen wir dann den Tipp, in einem Hotel am Strand zu fragen. Dort stehen wohl immer wieder Reisende wie wir. Gesagt getan, standen wir für eine Nacht auf öffentlichem(!) Grund und durften für einen kleinen Obolus die Toilette nutzen. Ein Platz zum Verweilen für zwei drei Tage. Dachten wir! Denn als Marko für eine weitere Nacht bezahlen wollte, nahm der Manager des Tages das Geld nicht an und empfahl uns, abzureisen. Er würde uns nicht zwingen (konnte er ja auch nicht, wie wir noch erfuhren) und uns auch nicht die Toilettennutzung verbieten, wenn wir abends zumindest im Restaurant essen. Die Gründe für diesen Gesinnungswandel waren nebulös. Dennoch blieben wir noch eine Nacht (es war zu spät, um einzupacken und neu zu suchen, wussten wir ja, dass das nicht so einfach geht), kauften abends sogar noch Pizza und dachten, damit wär es ok. Jedoch, am nächsten Tag durften wir dann auch die Toilette nicht mehr nutzen. Livi war so außer sich, dass er ihm am liebsten in den Vorgarten… na ihr wisst schon.
Es stellte sich dann noch heraus, dass es wohl Gäste gab, die sich beschwert hatten, weil wir ihnen die Sicht aufs Meer nahmen. So ist das, wenn man mit Meerblick wirbt, der einem gar nicht gehört…
Dafür hatten wir ihn. Und wenn der Regen mal ne Pause gamacht hat, haben wir diesen Ort tatsächlich auch sehr genossen. Eigentlich traumhaft. Eigentlich.

Und wieder kamen wir vom Regen in die Traufe. Ein an uns interessierter vorbeifahrender Amerikaner, der in Esterillos lebt, versprach uns, den Bruder seines Kumpel, seines Nachbarn usw. zu kontaktieren, damit dieser den Chef des Campingplatzes zwei Ecken weiter vorbeischickt. Dieser kam am Nachmittag tatsächlich und hatte sofort Dollarzeichen in den Augen, als er uns sah. Auch hier $40! Wir konnten das auf $25 runterhandeln und blieben da. Es regnete viel, aber wir waren am Meer und immer wenn die Sonne rauskam, war der Reiseblues nur noch ganz schwach zu spüren.
Nach drei Tagen wurde der Platz dann teurer! Mengenaufschlag oder so?! Geputzt wurde nix, aber der Preis erhöht. Also reisten wir am nächsten Tag ab. Vorher lernten wir aber noch Tamara und Pedro kennen. Sie ist Dresdnerin und er Costa Ricaner. Sie haben sich zu Studienzeiten in Berlin kennengelernt und sind dann (vor über dreißig Jahren) ausgewandert und haben viel erzählt über ihre Geschichte und ihr Leben. Eine schöne und spannende Begegnung.

Quepos

Dann fuhren wir weiter in den Süden, nach Quepos, wo wir drei Nächte kostenlos am Park „Paradero Nahomi“ mit Spielplatz standen und wo die Jungs richtig große Fische fingen. Außerdem hatten wir ein Date mit Ellen und Harald und ihren Mädels, die zwischenzeitlich auch hier waren. In ihrem Hostel durften die Jungs einfach so in den Pool und das, obwohl wir keine Gäste waren. Das Wetter spielte mit und wir hatten einen schönen Tag zusammen.

Nationalpark Marino Ballena

Doch irgendwann mussten wir wieder duschen. Ein hoffnungsvoller Ort mit vier, als richtige Campingplätze markierten Spots in unserer App war La Colonia am Nationalpark Marino Ballena. Und endlich: Wir fanden was wir suchten und rasteten an der Casa Viva bei Don Luis und seiner Frau…

Und dann hatten wir noch einen großen Glücksmoment – tagsüber ein Faultier am Boden zu sehen, kommt so gut wie nie vor. Zudem war es das erste Faultier in zwei Jahren, das hier auf dem Grundstück gesehen wurde. Normalerweise leben Faultiere sehr „baumtreu“ nur auf zwei oder drei Bäumen, bewegen sich wenig und wenn, dann nur abends oder nachts und laufen uns eher nicht zufällig über den Weg.

Ausflug zur Sandbank des Nationalparks – bei Ebbe fast trockenen Fußes

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