Als wir begannen, diese Reise zu planen, dachten wir, zwei Jahre sind so viel Zeit, da schaffen wir es locker, alle Wünsche unter einen Hut zu bringen.
Weit gefehlt. Jetzt weiß ich, warum manch Reisender Jahrzehnte unterwegs ist, ohne einen Ort zweimal zu besuchen. Wenn man aus der Ferne mal die Nähe, aus dem Traum die Realität gemacht hat, eröffnen sich unendliche Weiten. Dann sind wir auf unerklärliche Weise ganz unverhofft fast ein ganzes Jahr in Mittelamerika unterwegs und haben dennoch lang nicht alles gesehen.

Wir hatten uns zunächst nicht festgelegt, in welche Richtung es von Panama aus weiter gehen soll. Irgendwie war das südliche Afrika im Vorfeld unser Favorit, aber wir wollten unserem Herzen folgen und gegebenenfalls auch auf politische Situationen reagieren können.
Welch Glück, dass es keine politischen Gründe gab, die Route zu verändern. Wir würden also von Panama verschiffen können. Blieb noch zu entscheiden, ob wir an Afrika festhalten oder vielleicht doch Südamerika den Vorrang geben. Dazu ist anzumerken, dass es zwischen Panama und Kolumbien in Südamerika zwar tatsächlich eine Landverbindung gibt, aber keine Straße. Das sogenannte Darien Gap ist die letzte Lücke in der Panamericana, der Straßenverbindung zwischen Alaska und Feuerland. Das Gebiet ist bergig, von Wasserläufen durchzogen, sumpfig und mit Regenwald bewachsen. Es gibt indigene Stämme und kolumbianische Guerillagruppen, die mit dem gemeinen Reisenden vermutlich kurzen Prozess machen würden. Es ist also nicht empfohlen, da durch zu fahren. Wir müssten auch nach Südamerika in jedem Fall verschiffen.
Den südostasiatischen Raum, bzw. Australien und Neuseeland hatten wir aufgrund der strengen Einfuhrbestimmungen für ausländische Fahrzeuge schon bald als Selbstfahr-Reiseländer gestrichen.

Die Entscheidung

Südamerika hätte uns sehr gereizt. Traumhafte Landschaften, Erzählungen von anderen Reisenden und natürlich die vielen Menschen, denen wir begegnet sind, die dorthin unterwegs sind, sprachen dafür, Afrika zu überdenken. Also taten wir das und dachten noch einmal darüber nach. Wilde Tiere gegen traumhafte Bergpanoramen; Sandwüste gegen Salzwüste; Kap Hoorn gegen Kap der guten Hoffnung. Es war nicht so leicht.
Schließlich haben aber die Pros auf afrikanischer Seite überwogen. Es war unser Setup, was den Ausschlag gegeben hat. Uns mit den Dachzelten perspektivisch wieder niedrigen Temperaturen und viel Wind auszusetzen, war keine Option und genau das hätte Südamerika bedeutet – Reisen in hohen Höhenlagen unter den entsprechenden Bedingungen und zudem die Unsicherheit wegen der Camping-Infrastruktur. Wir entschieden uns also dafür, die nächsten Monate in Afrika, genauer gesagt in Namibia, Botswana und Südafrika zu verbringen.

Autoverschiffung Klappe die II.

Damit begann die Suche nach einem Schiff, das unser Auto nach Südafrika bringt. Eine größere Hürde als zunächst gedacht. Wir hatten mehrere Punkte zu beachten:

  • die Route an der afrikanischen Küste entlang gilt als sehr unsicher was den Inhalt der verschifften Autos mit RoRo-Schiffen betrifft (RoRo steht für Roll-on/Roll-off und bedeutet, dass die Autos wie bei einer Fähre aufs Schiff gefahren werden und über die komplette Zeit offen sind) – von Deutschland nach Kanada war das kein Problem
  • für einen Container hat unser Auto sehr ungünstige Maße – im Standardcontainer sind ringsum grad ein paar wenige Zentimeter Luft; es galt also abzuwägen, ob wir ggf. einen längeren oder einen längeren und höheren Container buchen
  • die Route Panama-Südafrika ist keine gängige Route, es gibt also nicht viele Agenturen, die diese Strecke überhaupt anbieten (wir haben schlussendlich nach langem Suchen genau eine Reederei, bei der wir direkt nicht buchen konnten, und einen Agenten gefunden)

Zudem waren wir auch lang nicht so einig, wann wir eigentlich verschiffen wollen. Erst in Costa Rica, als die Regenzeit uns dann doch erwischt hat, wurde es drängender. So wollten wir Ende Oktober das Auto verschiffen und selbst Mitte November nach Kapstadt fliegen

Projekt im Projekt führt zu Plan B.

Parallel zur Suche nach einem Schiff ergab es sich, dass wir ein anderes Projekt in Angriff nahmen. Die Bewerbung um unser erstes Housesitting. Die Idee war und ist, für (in dem Fall) zwei Wochen in einem Haus zu wohnen und auf Haus und Haustiere aufzupassen während die eigentlichen Bewohner z.B. Urlaub machen. Das hat für uns den großen Charme, in den Genuss eines Bades, echter Betten, eines festen Daches UND einer richtigen Küche zu kommen. Und zudem dürfen wir Tiere kuscheln und mal testen, wie es sich mit Haustieren lebt. Überraschend schnell fanden wir eine passende Option in Johannesburg – ein Haus mit Pool, zwei Hunde, sicheres Viertel und familienfreundliche Gastgeber. Nach dem ersten Videocall waren wir uns einig.
Die Crux war, dass sich herausstellte, dass unser Auto nicht in den Carport passt und auch wenn das Viertel sicher ist, stehen Autos nachts einfach nicht auf der Straße. Es drohte kurz zu scheitern. Dann kam mir des nächtens die Idee, auf unser Auto in der Zeit ganz zu verzichten und es während unseres Housesittings zu verschiffen. Wie gut, dass noch nichts gebucht war. So mussten wir nur abklären, ob ein Leben ohne Auto in Johannesburg geht und in uns reinhören, ob wir uns das vorstellen können.
JA, können wir. Wir wollen weder shoppen, noch Sehenswürdigkeiten anschauen (gibts die in JoBurg überhaupt?) oder sonstige große Ausflüge machen. Wir wollen vor allem bei den Hunden sein, dafür sind wir schließlich dort, unsere Zeit in Südafrika planen und an ein paar Vorhaben weiter tüfteln. Einzig der Lebensmitteleinkauf muss gesichert sein.

Hennah, deren Haus wir hüten, meinte dazu, dass sie nicht sagen kann, ob ein Leben ohne Auto geht. Die Situation hat sie noch nie gehabt…
Lebensmittel kaufen können wir aber im Spar gegenüber. Prima, die Kette kennen wir schon.

So tritt also Plan B in Kraft: Wir verschiffen unser Auto in einem langen Container erst Ende November, fliegen dann direkt von Panama nach Johannesburg, sitten Haus und Hunde (und im Übrigen auch Schwiegervater), fahren am 21.12. nach Port Elizabeth und packen am Heiligabend den Container mit unserem Auto aus. Klingt nach dem perfekten Plan. Ich bin gespannt, welches Detail wir nicht bedacht haben…

Wir freuen uns sehr auf Afrika und nachdem nun alles gebucht ist, fühlt es sich irgendwie gleich sehr reell an.

Und vor der zweiten Etappe gibts einen klitzekleinen Rückblick auf die erste – unglaublich, oder?

5 Kommentare

  1. Hallo Ihr Sieben Weltenbummler,

    nach langer Zeit war ich mal wieder neugierig auf Euch – wie es Euch geht, wo ihr rumstromert – und bin verblüfft & sehr gespannt ob eurer kommenden Etappen in Afrika!

    Weiterhin alles Gute Euch, herzlichste Grüße aus Stuttgart von

    Susann & Ben

  2. Hallo !
    Eine verblüffende Wende in Eurer Reiseroute !
    Tausche Afrika gegen Südamerika 🙂

    Ich zitiere mal aus einer Buchbesprechung:
    „Nach zehn Jahren kehrt der 72-jährige Paul Theroux zurück in sein geliebtes Afrika und findet ein zerstörtes Paradies. Er will von Kapstadt aus durch Namibia und Angola nach Timbuktu reisen, doch mit jeder Meile nordwärts werden das Elend, die Korruption und seine Frustration über die Entwicklungen des 21. Jahrhunderts und die verheerenden Bemühungen der Hilfsorganisationen größer…….“
    Paul Theroux „Ein letztes Mal in Afrika“ Hoffmann und Campe, 2017

    Ich selbst kenne übrigens nur ein paar Länder in Nord- und Ostafrika. Mich zieht es da nicht mehr hin.

    Grüße aus dem herbstlichen Rheinland !
    Heinz

    1. Hallo Heinz,
      danke für deinen Kommentar und den Ausschnitt aus dem Buch von Paul Theroux. Das hat mir bewusst gemacht, dass ich nichts dazu geschrieben habe, wo in Afrika wir reisen wollen. Für mich ist es ja so klar…
      Wir wollen uns auf die drei südlichen Länder beschränken – Südafrika, Namibia und Botswana. Eine Durchquerung von Afrika schließen wir aus – u.a. aus den von dir zitierten Gründen. Ich denke, im südlichen Afrika ist Reisen gut möglich. Das zumindest lassen uns zahlreiche Blogs, auch von reisenden Familien, glauben.
      Ich werde den Blogbeitrag noch um diese Information ergänzen.
      Danke und regnerische Grüße ins Rheinland. Franzi

      1. …haha, von wegen Regen !
        Hier im Rheinland scheint die Sonne bei 5 Grad plus jetzt um 8 Uhr 🙂

        Apropos Afrika: Ich war vor vielen Jahren mit dem Rucksack da unterwegs. Damals wäre es theoretisch noch möglich gewesen, von Ägypten über Land bis Südafrika oder umgekehrt zu reisen. Und auch die Westroute, also von Marokko nach Südafrika war noch möglich. Das scheint heute alles schwierig bis unmöglich zu sein.

        Aber vor ein paar Jahren habe ich in Griechenland die Kreutzkamps getroffen, als die gerade von einer Afrikadurchquerung auf dem Weg nach D waren.
        https://dieter-kreutzkamp.de/

        Grüße
        Heinz

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert