Wie der März endete und der April verlief ist recht schnell zusammengefasst: Corontäne. Auch hier.
Seit wir auf Reisen sind, glaube ich ja noch mehr daran, dass sich die Dinge fügen, wenn wir aufhören, an allen Ecken zu ziehen und zu drücken, sondern stattdessen auf unsere Intuition vertrauen und uns einlassen. So kamen wir nach Zwischenstopps bei Anna im Gecko Camp und in Walvis Bay schließlich in Swakopmund an – zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.

Wir wollten ein paar Tage bleiben, denn wir hatten einige Dinge zu erledigen – Stoßdämpfer wechseln, im Outdoorshop ein paar Sachen kaufen, uns um den zweiten Autoschlüssel kümmern, sowas halt. Dinge, für die wir in einer Stadt sein mussten, was ja, in Ermangelung zahlreicher Städte, in Namibia nicht so einfach wie in Deutschland ist. Aus Erfahrung wussten wir, dass es in Städten oft sinnvoll ist, nicht nach Campingplätzen außerhalb zu suchen, sondern in Hostels zu fragen, ob es Stellplätze im Hof gibt. Dann ist die städtische Infrastruktur vor der Tür und wir benötigen nicht für jeden Weg das Auto. So kamen wir ins Dessert Sky Backpacker und blieben – für sechs Wochen und mehr…

Zunächst parkten wir tatsächlich im Hof, schliefen in den Dachzelten und konnten Garten, Küche und Sanitäranlagen des Backpackers mit nutzen. Wir waren in guter Gesellschaft. Mitte März waren noch Reisende aus Frankreich und Kanada unsere Nachbarn und die Hoffnung war groß, dass sie ihre Reise in geplanter Weise würden fortführen können. Dann verschärfte sich weltweit die Situation um das neue, das noch unbekannte Corona-Virus und Namibia reagierte sofort mit der Einstellung des Flugverkehrs. Die Touristen fuhren weiter und ließen sich zunächst nicht beirren. Dafür füllte sich der Hof mit deutschen Langzeitreisenden und einem holländischen Fahrradfahrer, die zumeist den Winter hier verbracht hatten und im April/Mai planten, wieder zurück nach Hause zu fliegen. Sie hatten keine Eile, gebuchte Flüge und zu dem Zeitpunkt noch die Hoffnung, dass sich die Situation in drei/vier Wochen wieder entspannt hat. Stück für Stück bröckelte diese Hoffnung und wir saßen viele Stunden miteinander in Garten und Küche und tauschten uns aus – über Ideen, Ängste, Sorgen, Pläne, neue Entwicklungen und schließlich über das Rückholprogramm des Auswärtigen Amts. Und irgendwann waren sie alle weg. Es wurde absehbar unabsehbarer und wir waren schlussendlich die einzigen, die ohnehin im Frühjahr noch nicht planten, zurück nach Deutschland zu fliegen.
Und ja, auch wir haben hin und her überlegt, abgewägt, in die Glaskugel geschaut und schlussendlich die für uns intuitiv richtige Entscheidung getroffen: In Namibia zu bleiben. Betsy, die Wirtin des Hostels hat uns zugesichert, dass das sie nicht schließen wird, solange wie wir da sind und uns sogar ein hübsches Zimmer mit fünf Stockbetten 🙂 gegeben. Sie hat drei Angestellte, die sich um die Anlage kümmern, die sie jetzt auch nicht entlassen darf (uns sicher auch nicht entlassen will) und deren Finanzierung wir mit unserer Miete vermutlich mit absichern. Insofern besteht auf unser dreier Seiten großes Interesse aneinander und wir kommen gut miteinander klar.

Und so vergingen die Wochen. Läden, Restaurants und touristische Attraktionen wurden geschlossen, Ausgangssperren ausgegeben, das Reisen im Land verboten. Die Versorgungslage mit Lebensmitteln blieb bis heute stabil, auch die Preise. Swakopmund ist gefühlt sehr leer ohne seine Touristen. Wir „schneckelten“ uns ein. Lediglich zum einkaufen oder zum Gassi gehen mit Rusty, dem Hostelhund, verlassen wir unser Nest.
Wir gehen spät ins Bett (ich als erstes!), schlafen lang und die Jungs spielen mit ungebremster Freude und oft mit Marko zusammen am Computer. Rückblickend werden das für sie „Goldene gaming-Zeiten“ gewesen sein. Ich lese mich derweil durch die onleihe der Stuttgarter Stadtbücherei und hole jedes „Ach ich würd so gern mal wieder ein Buch lesen, ohne immer gleich einzuschlafen!“ der letzten 14 Jahre nach.

Langweilig wurde uns dennoch nicht

Neben Ostern hat auch Valentin zwischendurch für ein bisschen Abwechslung gesorgt, als er mit starken Schmerzen im rechten Bauchbereich eines nachts nicht schlafen konnte. Weil in der Körperregion immer der Blinddarm schuld sein kann, waren wir etwas beunruhigt und sind dann doch in die Klinik gefahren – eine sehr gute Privatklinik, über die wir uns (zufällig oder nicht) vorher mit anderen unterhalten hatten.

Eine leere Notaufnahme, eine deutschsprachige Krankenschwester und eine vertrauenerweckende Atmosphäre empfingen uns. Valentin wurde gecheckt und der Verdacht auf Blinddarmreizung oder -entzündung bestätigte sich nicht. Zum Glück! Er hatte sich vermutlich verkrampft (beim schief sitzen am PC, das haben wir aber nicht erzählt) und bekam ein Schmerzmittel, welches ihm half, zu entspannen und schließlich auch zu schlafen. Gegen fünf Uhr morgens waren wir zurück und konnten den Brüdern eine spannende Story erzählen. Keiner hatte etwas mitbekommen.

Im übrigen, das Krankenhaus erlangte 2006 mal große Berühmtheit, weil dort Angelina Jolie und Brad Pitt ihre Tochter Shiloh zur Welt brachten. Das stand nicht im Reiseführer und wir waren trotzdem da… 😉

Und was kommt jetzt?

Die große Covid-19 Welle blieb in Namibia bisher aus, lediglich 16 Erkrankungen wurden gemeldet, alle bis Mitte April. Die Menschen schauen dennoch skeptisch auf die Herbst/Winter-, die Grippe-Saison, die zeitlich in den Startlöchern steht, und sind noch vorsichtig. Das hat uns auch die Schwester im Krankenhaus bestätigt, die ihre Klinik zwar gut ausgestattet sieht, aber andernorts große Probleme befürchtet, falls es zu einer größeren Krankheitswelle kommt.
Zunächst wird aber auch hier erstmal gelockert. Seit dem 5. Mai ist das Reisen im Land wieder möglich, denn die Grenzen zwischen den Regionen sind wieder offen. Unter Auflagen dürfen auch die Geschäfte wieder öffnen.

Für uns heißt das, dass wir unsere Blase nun wieder verlassen können. Ich denke, wir starten zunächst mit Ausflügen ins Umland, beobachten die Tourismusinfrastruktur und wenn wir sicher sind, dass Nationalparks und Campingplätze ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, dann ziehen wir größere Kreise.

Visaverlängerung und der Blick in die Zukunft

Unsere 90-Tage-Visa laufen Ende Mail ab. Dem Vernehmen nach ist es unkompliziert, diese aktuell zu verlängern, denn ein Ausreisen ist ja nicht möglich – geschlossene Grenzen und kein internationaler Luftverkehr.
Und wieder versuchen wir, unsere Glaskukgel zu bemühen, um zu erahnen, wie sich die Reiseoptionen entwickeln. Gar nicht so einfach.
Als wir in Südafrika ankamen, letztes Jahr im Dezember, entstand die Idee, unseren zwei-Jahresplan zu erweitern und auf dem Landweg zurück nach Deutschland zu fahren. Die Kosten für die Verschiffung und die Flüge von Mittelamerika nach Südafrika waren fast so hoch wir unser Reisebudget für fünf Monate. Die Rechnung lag also auf der Hand – lieber ein paar Monate länger reisen oder innerhalb von einem Tag zurück sein. Wir planten, zu reisen. Wollten entlang der Ostküste Afrikas, über die arabische Halbinsel, mit der Fähre in den Iran und von dort über die Seidenstraße zurück nach Europa fahren. Die Route wurde immer greifbarer, wir unterhielten uns mit vielen Reisenden, die diese oder andere Routen schon gefahren waren und bekamen mehr und mehr Lust auf diesen Weg. Dann kam Corona.

Vollbremsung! Alles unabsehbar. Unbewegte Tage. Und irgendwann verschoben sich die Pole. Mein innerer Kompass begann sich zu drehen und neu einzunorden und eines Tages standen Marko und ich in der Küche und sprachen über eine Rückkehr nach Deutschland im Spätsommer, natürlich in der Hoffnung, dass der Luftverkehr bis dahin wieder aufgenommen wurde und das Leben in Europa wieder normaler läuft.
Die Route durch Afrika rückte in die Ferne. Jahreszeitlich würde das nicht mehr passen und wie lang die Nachwirkungen der Pandemie in den einzelnen Ländern Afrikas und Zentralasiens noch spürbar sein werden, schien uns nicht absehbar.
Außerdem haben wir gemerkt, dass Reisen ohne Homebase, also ohne einen Ort der Rückkehr im Fall der Fälle, dauerhaft nicht unseres sein wird. Wir wünschen uns einen Mittelweg, zumindest aktuell ist dieses Bedürfnis da. Und wir wollen versuchen, ihn zu finden.

Dafür gibt es Ideen, die wir zu gegebener Zeit hier aufschreiben. Weil wir momentan nichts organisieren können, ist es noch zu offen, um hier Prognosen abzugeben… Also, habt Geduld!

9 Kommentare

  1. Hallo liebe Frau Franzi,

    Endlich kann ich wieder in eurem Blog lesen wie es Ihnen so geht und bin erstaunt das Sie noch in Namibia seit, und es freut mich das es Ihnen soweit gut geht. Hir bei uns in Deutschland ist es auch nicht so rosig und wir müssen hier mit starken Einschränkungen zurecht kommen. Aber wichtig ist es das wir gesund bleiben und auch hier auf das ein oder andere verzichten müssen…….aber was ist schon wichtig……denke die Gesundheit geht vor.
    Wir drücken Ihnen weiterhin die Daumen…..bleiben Sie gesund und leben Sie ihren Traum weiter………..
    Wir sind die Familie die Sie ihn Lüderitz im März bei einer Rundreise über den Weg gelaufen sind.

    Alles gute für Sie und passen Sie gut auf sich auf
    Ganz liebe Grüße aus dem Hessenland ( Wiesbaden)
    Brigitte Ludwig

  2. liebe Franzi, ergänzend zum Krankenhaus und Valentins „Besuch“ dort ein Beitrag heute in der DNN:
    diese berühmte Tochter von Jolie und Pit durfte Anfang Mai einem Elefantenbullen einen Namen geben, heißt Apollo und war in Eurer Gegend umhergeirrt und verletzt eingefangen worden. Shiloh ist noch immer das berühmteste baby des Wüstenstaates. Ihre Eltern unterstützen Flüchtlinge, Reservate und Wildtierkliniken. Eine Wildtierklinik in N. trägt Shilohs Namen.
    Unklar ist immer noch Shilohs Staatszugehörigkeit. Durch ihre Geburt ist sie namibisch, aber das Land erkennt keine doppelte Staatsangehörigkeit an.
    Vielleicht für Euch Schnee von gestern, aber ich erinnerte mich sofort an Deine Erwähnung.
    Wir hoffen, Euch geht es nach wie vor gut. Ist schon eine verrückte Zeit. Dresden hat sich zu Himmelfahrt recht gut benommen, nun gibt es auch wieder die ersten Stadtführungen. Mir persönlich geht das alles zu schnell.
    Alles Gute für Euch, bleibt gesund! Renate und Familie

    1. Liebe Renate, ich glaub, das ist der Elefant, auf dessen Spuren wir auch schon unterwegs waren. Es gibt hier in der Nähe einen Golfplatz, den er täglich „besucht“. Leider waren wir zur falschen Uhrzeit da. Er soll wohl irgendwann im Norden wieder ausgewildert werden, der Golfplatz ist nicht artgerecht… Wie witzig, dass davon in der DNN berichtet wird 😀 Liebe Grüße an euch, Franzi & Co.

  3. Hallo,
    Viele Grüße aus Deutschland. Wir sind froh, daß es euch gut geht. Ich habe viel Arbeit und bauen meinen anderen Syncro zum Wohnmobil um. Hoffentlich können wir im September zurück nach Namibia.
    Alles Gute
    Wolfgang + Inge (im blauen Syncro)

    1. Ihr Lieben, wir grüßen euch zurück. Auch wir hoffen, dass im September wieder geflogen wird – für uns in die andere Richtung. Viel Spaß beim weiteren Ausbau des Zweitwagens 😊 und bleibt gesund!

  4. Hallo !!
    Man macht sich ja doch so seine Gedanken in Zeiten wie diesen, wenn irgendwo da draussen noch ein paar Leutchen unterwegs sind. Aber schön, dass es Euch gut geht !!
    Weiter so !
    Heinz

    1. Ich hätte auch schon viel früher schreiben wollen. Aber irgendwie ging es mir nicht von der Hand… Liebe Grüße an dich!

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