Puff… und die Luft war raus. Zumindest die Luft, hier zu berichten, meine Luft. Hat sich sozusagen in Luft aufgelöst.
Gefühlt von einem Tag auf den anderen stand mein innerer Reisemonitor, Antrieb, Motivator, Visionär und Berichterstatter still. So fühlt sich eine Schreibblockade, meine Coronablockade, an, dachte ich. Dabei gab (und gibt) es doch noch viele Geschichten, die erzählt werden könnten, aber sie wollten einfach nicht aufs Papier fließen, wollten nicht in die Öffentlichkeit. Lockdown. Innen und Außen.

Aber so, wie sich die Welt jetzt im Mai an ein Leben nach (und mit) Corona herantastet, wage ich den Versuch, mich hier wieder heran- oder besser heraus zu tasten und erzähle euch in den nächsten Beiträgen von unseren letzten beiden Monaten.

Wildcamping am Orange River

Gleich zu Beginn unserer Zeit hier in Namibia lernten wir Sabine und Axel aus Norddeutschland kennen – zwei, die seit 30 Jahren das Land bereisen, (fast) jede Straße kennen und uns eine Einführung in Land und Leute gaben, die wir in keinem Reiseführer so hätten finden können. Wir verbrachten eine Nacht gemeinsam frei stehend am Ufer des Orange Rivers. Während die Jungs angelten, buken wir Brot im Feuer, grillten Würstchen, bewunderten den Sonnenuntergang und tauschten uns aus. Bis weit in die Nacht saßen wir zusammen. Am nächsten Morgen gab es über dem Feuer gebratene Spiegeleier und anschließend machten wir uns gemeinsam auf den Weg nach Rosh Pinah, wo wir noch eine Einführung in die namibischen Autoshops und Outdoorläden bekamen. Danach waren wir gut ausgestattet mit Informationen, hatten Tank und Kühlschrank aufgefüllt und fuhren unserer Wege – wir in Richtung Norden, mit dem nächsten Ziel Lüderitz und Sabine und Axel zurück in die Stille der namibischen Einöde.
Ihr lieben, es waren schöne Stunden mit euch! Habt vielen Dank und seid gegrüßt von uns allen.

Lüderitz – Männerturnverein und Kegelbahn

Nach einem Zwischenstopp in Aus kamen wir also zu unserem nächsten Ziel: Lüderitz. Und fanden ein durch und durch deutsches Städtchen am anderen Ende der Welt. Wir parkten an einem zentral gelegenen Backpacker und fühlten uns in alte Zeiten versetzt – knarrende Dielen, historisches Mobiliar, Schnörkel und der Geruch von 100 Jahre alten Holzschränken…
Historisch interessant für uns war, dass auch hier Bartolomeu Diaz der erste europäische Seefahrer war, der in der heutigen Lüderitzbucht landete – 1486, auf eben jener Route, deren Verlauf ihn anschließend nach Mossel Bay führte.
Aber es dauerte nochmal knapp 400 Jahre, bis der Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz das bis dahin wertlose Land kaufte, um einen Handelsposten zu errichten. Seine Suche nach Bodenschätzen blieb jedoch Zeit seines Lebens erfolglos. Erst nach seinem Tod fand man im Jahr 1908 beim Bau einer Schmalspurbahn erste Diamanten, die dem Ort einen Aufschwung bescherten.
Als deutsche Kolonie bekam Lüderitz auch architektonisch das Bild der Wilhelminischen Kaiserzeit. Jugendstilhäuser prägen das Stadtbild. Und deutsche Bezeichnungen und Straßennamen sprechen noch heute von den geschichtlichen Anfängen der Stadt.
Der Diamantenboom währte jedoch nicht lang. Die vor den Toren der Stadt errichtete Schürferstadt Kolmanskuppe verlor bereits 1920 wieder an Bedeutung, weil die Diamanten im Vergleich zu den weiter südlich gelegenen Schürfgebieten zu klein waren. Kolmannskuppe wurde nach und nach zur Geisterstadt und auch Lüderitz, das zwischenzeitlich nur noch ein Fischerort war, drohte diese Entwicklung. Zum Glück kam es nicht soweit. Heute leben gut 12.000 Menschen in Lüderitz. Immer wieder gibt es auch politische Initiativen, zur Umbenennung der Stadt und ihrer Einrichtungen. Bis heute veliefen und verlaufen diese jedoch im Sand, weil insbesondere die Einwohner das nicht wollen.

Im ersten Weltkrieg wurde Lüderitz kampflos von südafrikanischen Truppen besetzt und war infolgedessen bis 1990 Teil des von Südafrika verwalteten Mandadtsgebiets Südwestafrika.
Im März diesen Jahres wollte man hier in Namibia die 30jährige Unabhängigkeit feiern, dann kam Corona…

Sossus Vlei – rote Sandberge soweit das Auge reicht

Ein klassischer Ausflug für Namibia-Touristen ist die Fahrt in die Namib zum sogenannten Toten Tal, dem Death Vlei im Nationalpark Sossus Vlei in Sesriem. Sand – mal rot, mal golden, mal warm, mal kalt, später sehr heiß. Sterndünen, Sicheldünen soweit das Auge reicht. Und eine unerbittliche Sonne, die die Temperaturen ab 11 Uhr unerträglich werden ließ. Wir mussten also früh raus, um „Big daddy“ zu erklimmen…

Dann kam Freitag, der 13. Mai…

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