Wir sind gestrandet in Swakopmund, der drittgrößten Stadt Namibias.
Bisher hieß das für uns noch, dass wir uns frei bewegen können, dass der Eisladen, die Supermärkte und alle anderen Shops geöffnet sind und wir uns lediglich unsicher waren, ob wir weiter fahren sollten.

Seit diesem Wochenende nun verändert sich die Situation. Es gibt in Namibia noch nicht viele offizielle Covid-19-Fälle, dennoch (oder vielleicht deswegen) sind die beiden Regionen (vergleichbar mit Bundesländern), in denen sich die großen Städte (Walvis Bay/Swakopmund und Windhoek) befinden ab sofort und für die kommenden 21 Tage abgesperrt. Aus- und Einfahren in die Regionen ist nicht mehr möglich. Wie genau eine Ausgangsbeschränkung hier aussehen soll, wie sie kontrolliert wird und was mit den Touristen ist, die z.B. von der Küste nach Windhoek zum Flughafen fahren wollen, wissen selbst gut informierte Einheimische oder Polizeibeamte noch nicht.

Und trotzdem, wir fühlen uns hier, an diesem Ort, zum jetzigen Zeitpunkt, sicher. Ich spreche dabei nicht von den Regionen z.B. im Norden Namibias, die eine andere Bevölkerungs- und Infrastruktur aufweisen, wo die medizinische Versorgung anders aussieht und auch die (weißen) Swakopmunder momentan nicht hinfahren würden. Ich spreche auch nicht von den einsamen Wüstenregionen, wo es weder Geschäfte noch Campingplätze, noch andere Autos gibt.
Ich spreche einzig von Swakopmund, einer Stadt mit 45.000 Einwohnern, gut sortierten Supermärkten, Apotheken und Ärztehäusern, einer schwarz-weiß gemischten Bevölkerung und vielen deutschsprachigen Menschen. Ich spreche von einem Ort, wo wir in gutem Austausch auch mit anderen Reisenden sind, wo wir, wenn wir hier im Hostel bleiben, ein funktionierendes Internet und einen Garten haben und uns nicht im Dachzelt einigeln müssen. Die Betreiberin hat uns zugesagt, dass das Hostel offen bleiben wird und uns jetzt sogar ein 8-Bett-Zimmer gegeben und wenn wir doch den Wunsch verspüren, in eine Wohnung umzuziehen, haben wir dafür auch ein gutes Angebot, welches wir aufgrund der fehlenden Nachfrage aktuell jederzeit annehmen können.

Wir haben uns beim Auswärtigen Amt registriert und bekommen die Informationen der Deutschen Botschaft in Windhoek. Und bisher gibt es für uns keinen Grund, Namibia zu verlassen und gegen die aktuelle Situation in Deutschland zu tauschen.

Allen, die sich aufgrund der Meldungen über „Afrika“ Sorgen um uns machen, möchte ich erzählen, dass wir in den letzten vier Monaten gelernt haben, dass es DAS Afrika nicht gibt. Es ist ein Kontinent, der vermutlich so viele Gesichter hat wie kein anderer. Es gibt viele Regionen, in denen die Menschen keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser haben, um sich jetzt z.B. als hygienische Grundmaßnahme die Hände waschen zu können, es gibt Länder, in denen täglich mehrere tausend Kinder an Hunger sterben und die, die grad so überleben (groß und klein) sind von jedem Krankheitserreger stark gefährdet, es gibt Gegenden, wo religiöse Hintergründe dazu führen, dass den Menschen nicht geholfen werden kann, weil diese das ablehnen, es gibt Aids und Tuberkulose, Krisengebiete und Nachkriegsgebiete. In all diesen Gebieten muss abgewogen werden, ob das Virus oder die Maßnahmen die größere Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Das ist mit den Ländern der ersten Welt nicht vergleichbar.

Hier, an diesem Ort in Namibia, wo wir uns befinden, können wir das Wasser aus dem Hahn trinken. Auch gibt es hier keine mit Südafrika vergleichbaren Townships. Die Bevölkerungsdichte in Südafrika liegt bei 50 Einwohnern pro Quadratkilometer, in Namibia bei knapp 3 und in Deutschland bei fast 240. Das Virus hat es also erstmal schwerer, durchzukommen. Und die privaten und staatlichen Kliniken hier an der Küste haben gemeinsam Betten aufgerüstet.

Wir wissen natürlich nicht, ob wir rückwirkend werden sagen können, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Das weiß keiner. Es ist für uns jetzt die einzig sinnvolle Entscheidung. Wir rennen nicht sehenden Auges der Gefahr entgegen, das würden wir nie tun. Wir wägen ab und ziehen Schlüsse und wenn mancher unter euch jetzt denkt, ich würde anders entscheiden, möchte ich gern fragen, wieviele Gesichter Afrikas er denn kennt? Die Medien berichten über DAS Afrika, aber, das gibt es nicht! Bitte bleibt unbesorgt und ohne Vorwürfe!

Nachdem die letzten Wochen hier aus vielen Gesprächen, Diskussionen und Fragezeichen bestanden, hoffe ich, dass ich nun, mit mehr innerer Sicherheit und Ruhe dazu komme, unsere bisherigen Erlebnisse in Namibia aufzuschreiben und unseren Blog wieder auf einen aktuellen Stand zu bringen.

Bis dahin dürft ihr meinen ersten „Auftrags-Artikel“ lesen – eine Geschichte über unser Leben mit fünf Jungs auf kleinstem Raum. Die Idee dafür kam von Anton Wiesner, dem wir mit seiner Vater-Sohn-Reisegruppe „Männers“ in Costa Rica begegneten. Wer mag, kann hier den Artikel und noch mehr über seine Projekte lesen.

14 Kommentare

  1. Liebes Fränzi und Co.
    Statt nach unserem Südamerika-Aufenthalt von Brasilien zurück nach Europa zu fliegen (im Zweijahresturnus), haben wir den Kurs gewechselt und sind halt nach einem halben Jahr wieder in Dans Heimat USA gelandet, wo wir in den riesengrossen, menschenleeren Landschaften mehr Bewegungsfreiheit haben und uns recht sicher fühlen können.
    Unser altehrwürdiges Camperauto ist bei Freunden in Brasilien geblieben, wo wir es in ein, zwei Jahren wieder in Betrieb nehmen möchten.
    So mussten wir uns in Oregon zuerst um ein Fahrzeug bemühen und haben den bevorzugten Volvo Stationswagen gefunden, wo wir uns sofort ein Bett eingerichtet haben. Zwar haben wir es noch nicht benutzt, da wir zur Zeit lieber in geheizten Hotelzimmern leben, wie hier in Las Vegas.

    So sind wir also in den farbigen Wüstengegenden von Nevada. In Las Vegas, das sozusagen „stillgelegt“ ist, trifft man wir kaum Menschen in diesen sonst so belebten Strassen. Wir besuchten nachts das menschenleere Zentrum, den sogenannten „Strip“, dessen Lichter und riesigen Reklamen wie eh und je flimmern und flackern und dessen berühmte Casinos und Hotels weiterhin farbenprächtig beleuchtet sind. Es war für uns wie das Durchstreifen einer Märchenwelt, was in diesen schwierigen Zeiten etwas seltsam tönt, gell.
    Ja, nicht nur wir, sondern so viele Menschen auf der grossen Welt werden später von besondere Erinnerungen an eine „ver-rückte“ Zeit berichten können.
    Aber Ihr habt sowieso immer viel zu berichten; geniesst Euer Afrika weiter, auch wenn zur Zeit unter etwas eingeschränkten Bedingungen. Es geht allen so! Und alle hoffen doch, dass es wieder gut oder sogar besser wird. Eine grosse „siebenfache“ Umarmung von Wilma und Dan

  2. Hallo Ihr lieben Sieben,
    beim Lesen dieses Beitrags war ich ja anfangs sehr erschrocken, dass Ihr nun festgesetzt seid, was ich in Namibia nicht vermutet hätte. Aber beim weiteren Lesen gewinne ich den Eindruck, dass Ihr es noch relativ locker seht und es einigermaßen auszuhalten ist. Lediglich könnt Ihr im Moment nicht allzu viel unternehmen und erleben, was natürlich äußerst schade ist bei Eurer so ambitionierten und aufwändig geplanten Reise. Ihr könnt Euch vielleicht damit trösten, dass bei uns hier in Deutschland natürlich auch alle Reisen storniert wurden.
    Ich wünsche Euch, dass Eure Aufenthaltsbedingungen nicht noch weiter verschärft werden und Ihr alle gesund bleibt und Ihr Eure Reise so bald wie möglich fortsetzen könnt.
    Könnt Ihr denn wenigstens ein wenig Ostern feiern?
    Ich wünsche Euch alles Gute!
    Herzliche Grüße an alle von Opa Dietmar

  3. Hallo liebe Weltreisende,
    wir kennen uns über Steffi und haben uns auf ihrer 40. Geburtstagsfeier kurz kennen gelernt. Ich lese immer wieder gerne deine blog Beiträge und schätze deine Art zu schreiben und überhaupt wie ihr alle eure Reise meistert, sehr! Es tut gut zu lesen, dass ihr in diesen verrückten Zeiten gut ‚gestrandet‘ seid und gut versorgt. Wir machen hier in Bayern das Beste draus und das wünsche ich euch auch! Bleibt gesund und heiter! Liebe Gruesse, Renate

  4. Hallo Franzi und Jungs , schön zu hören, dass es euch gut geht . Bei uns , und soweit ich weiß, in der ganzen Großfamilie, auch alles ok. Virtuelles Frühstück über Handy mit WhatsApp Verbindung oder Gruppentelefonate sind unsere Verbindungen. Immerhin können wir ja zu zweit noch spazieren gehen oder Rad fahren. Bleibt gesund und bis bald. Deinen Artikel haben wir auch gelesen. Weiter so. Grüße aus CB

  5. Liebe Franz, deine Worte und Geschichten inspirieren mich genau zu der Zeit, zu der ich das gut gebrauchen kann. Mach bitte gerne weiter so:-) Bleibt gesund und vor allem weiter so bodenständig. Irgendwas ist doch immer und so ist man dafür wohl am besten gerüstet. Wir lesen jedenfalls gerne weiter 🙂
    Liebe Grüße Karoline und der Rest

    1. Liebe Karo, danke für deine Rückmeldung. Mal sehen, wie es weiter geht und worüber wir noch so schreiben werden…
      Kommt gut durch diese verrückte Zeit! Alles Liebe!

  6. Liebe Franzi, liebe Männer und Jungs,

    Es tut gut zu lesen, dass Ihr in diesen unsteten Zeiten an einem Ort seid, an dem Ihr Euch gut aufgehoben fühlt.

    Alles Liebe.!
    Claudia

  7. Hallo liebe Familie Franziska,

    Wir hatten durch Zufall mit Ihnen eine Begnung in Lüderitz an der Kirche und in kolmannskuppe am 8.3 2020. Ihr jüngster Sohn wollte erst nicht mit mir sprechen aber nachdem ich mich für sein Tasche mit den Autos interessierte war das Eis gebrochen.
    Ich und mein Mann finden das ganz toll was sie mit ihrer Familie so einen Mut aufbringen und auf Weltreise gegangen sind……Hut ab…….das war immer ein Traum von uns gewesen uns fehlte aber der Mut dazu. Wir sind am 13.3. 20 von Johannsburg wieder nach Hause geflogen.
    Ihnen drücken wir ganz fest die Daumen, passen Sie gut auf sich auf……wir sind aber sicher das Sie das schaffen. Es wird Sie und ihre Kinder in ewierger Erinnerung bleiben was sie alle zusammen erlebt haben u nd Sie zusammen geschweißt hat.

    Wir drücken Ihnen fest die Daumen und bleiben mit herzlichen Grüßen Brigitte und Horst ludwig

    1. Liebe Brigitte, wie schön von dir zu lesen. Ihr habt ja Glück gehabt, den Urlaub noch gut zuende bringen zu können. Kolmannskuppe wurde kurz nach uns geschlossen. Alles Gute und bleibt gesund! Liebe Grüße

  8. Hallo Franzi,
    Ich glaube ihr seid in Nambia wirklich sicherer aufgehoben, als bei uns in Deutschland, weil genau die Dichte, dass wir so eng aufeinander leben, die Verbreitung des Virus beschleunigt.
    Höchst wahrscheinlich ist es ein großes Glück das ihr in Nambia erstmal gestrandet seid. Ihr lebt vermutlich entspannter, als wir in Deutschland.
    Ich wünsche alles Gute bleibt gesund.
    Gruß Gabi

    1. Liebe Gabi, ja, wir hoffen, die Lage hier bleibt entspannt und die Geschäfte gefüllt. Liebe Grüße auch an dich 🌞

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