Abschied nach fast sechs Monaten

Wir schreiben den 28. August – ein für uns historisches Datum. Der Präsident des Landes, Dr. Hage Geingob, hält zum wiederholten Mal eine Rede zur Corona-Lage des Landes. Kommt endlich die lang ersehnte (und nach weitläufiger Swakopmunder Meinung auch längst überfällige) Aufhebung der Reisesperre?

Pünktlich um 15 Uhr sitze ich vor dem Live-Mitschnitt im Internet und bin gespannt wie ein Flitzebogen. Wenige Minuten später haben wir Sicherheit: die Reisesperre für die Küstenregion ist aufgehoben und wir können unsere geplanten restlichen drei Wochen für einen Roadtrip durch Namibia nutzen. Welch Glück, dass wir grad ein paar Tage vorher unsere Visa verlängert bekommen haben. Drei Wochen also, denn am 25. September wollen wir – so die Lufthansa an ihrer Zusage festhält, Namibia ab dem 18. September wieder regulär anzufliegen – nach Berlin fliegen. Dort planen wir, vier Monate zu bleiben, um den Abschluss dieser Reise zu finden, den Beginn eines neuen Lebens zu feiern und unseren Weg in die Zukunft zu finden.

Wir brauchen etwas, um aus unserer Langsamkeit zu erwachen und wieder in die Gänge zu kommen. Es fühlt sich nach nahezu sechs Monaten fast an wie ein Auszug. Irgendwie hatten wir uns doch heimisch eingerichtet im Desert Sky Backpackers. So brauchen wir schlussendlich fünf Tage, um alles zu packen, Swakopmund einen letzten Spaziergang zu widmen, uns von allen zu verabschieden und zu starten.

Auf dem Weg aus der Stadt stoppen wir noch kurz in der Camperwerkstatt von Stefan Bauer, der uns mit neuen Stoßdämpfern versorgt hatte und sagen auch hier Tschüss und weil die Tradition es will, stellt Marko fest, dass er den Torschlüssel vom Desert Sky noch in der Hosentasche hat. Zuletzt war uns das in Redhouse bei Port Elizabeth passiert. Also doch nochmal zurück, diesmal aber nur ganz kurz.

Ins Erongo-Gebirge

Knapp 200 Kilometer liegen vor uns, 80 Kilometer davon auf unbefestigter Gravel-Road. Als wir loskommen ist es schon früher Nachmittag und wir sind lange Fahrten echt nicht mehr gewöhnt. Die Stimmung im Auto schwankt. Es gibt Streit um die Tablets, Hunger, Durst, Langweile, das volle Programm.

Doch schließlich erreichen wir unser Tagesziel Omandumba im Erongo-Gebirge. Inmitten der gemütlich anmutenden roten Geröllfelsen, die uns sehr an das Valley of fire in den USA erinnern, ist unseren Kindern erstmal eins: langweilig. Marko gießt zudem Öl ins Feuer, als er sie bittet, Schuhe anzuziehen. Denn wer weiß, wer in den Felsspalten alles lebt.

Es kommt also erstmal zum Riesenkrach. Einer will Eis essen, ein anderer barfuß Klettern, der dritte ne Wiese. Ich erinnere sie daran, dass sie genau das alles in Swakopmund hatten, da hat es sie nur eben nicht interessiert. Wir sind also alle etwas muffelig, bekommen mit Nudeln und einem afrikanischen Sonnenuntergang aber nochmal die Kurve. Und auch wenn Valentin noch mit mir diskutieren will, was er denn um neun schon im Bett soll, schlafen nach dem Vorlesen doch alle ein. Bereits in Swakopmund hatten wir das wieder etabliert und nehmen uns nun vor, jeden Abend unseres Roadtrips so gemütlich ausklingen zu lassen. Da lass ich mich doch gern vor den Karren spannen und lese auch denen vor, dir das eigentlich schon selber könnten.

Am nächsten Morgen wecken uns die Paviane, die ringsum in den Felsen leben und sich zum Sonnenaufgangsritual rufen. Die Szene lässt mich schmunzeln, erinnert sie mich doch an die kleinen Äffchen im Zoo, die zur Futterzeit alle auf dem Felsen sitzen und den Tierpfleger rufen. Wer kennt’s?

Beim Packen des Autos müssen wir erstmal wieder unsere Routine finden. Ich merke, dass ich mehr delegieren muss, denn das Tragen eines vollen Wasserkanisters oder der Gasflasche lass ich lieber aus. Es braucht aber auch zum Abtrocknen, Aufräumen und anderen Handgriffen noch viele Erinnerungen und Ermahnungen.
Weil wir viel fahren wollen in den kommenden Wochen, setzen wir uns als Ziel, morgens immer zehn Uhr fertig zu sein mit Packen. Das schaffen wir schon am ersten Morgen ganz gut.

Marko hatte beim Aufbauen der Zelte am Vorabend noch festgestellt, dass er weniger Trittfläche zwischen den Zelten hat. Diesem Umstand ist er morgens nachgegangen und hat nicht schlecht gestaunt, als er rausfand, dass das Zelt der Jungs tatsächlich in der Dachschiene nach hinten gewandert war. Zusammen mit Livius hat er es wieder an seinen Ursprungsort geschoben und befestigt. Wieder und wieder stellen wir fest, dass das Material in den zwei Jahren unserer Reise durch die verschiedenen Klimazonen ganz schön gelitten hat. Die Schrauben rosten, die Stoffe sind porös und haben Stockflecken, die Reißverschlüsse der Zelte klemmen, die Schiebetür am Auto ist defekt usw.. Unser ursprüngliches Timing war gut, so wird es jetzt Zeit für zumindest eine Pause und eine Sichtung und Erneuerung unseres Setups.

Uis

Von Omandumba fahren wir weiter in nordwestlicher Richtung bis Uis, einem kleinen Ort mit drei Campingplätzen und einem Supermarkt.
Wir entscheiden uns für den Cactus & Coffee Garden und bleiben zwei Nächte. Wie schon manches mal in Namibia haben wir unser eigenes Palapa mit Toilette, Dusche und Spülbecken und einen Pool gibt es auch. Außer uns gibt es keine Gäste. Überhaupt ist der touristische Teil Namibias aufgrund der geschlossenen Außengrenzen völlig ausgestorben. In so mancher Covid-19-Registrierungsliste sind wir die ersten Gäste im September. Bisher haben wir aber zumindest noch nicht vor verschlossenen Türen gestanden. Das soll sich noch ändern…

Ein Kommentar

  1. Hallo unsere 5 Freunde (6 Freunde)

    Wau ein grosser Moment. Wir sind hier schon wieder weit weg von unserer einmaligen Familienzeit. Der Lasti schon lange verkauft und es hängen einige Bilder von den unzähligen Momenten im Wohnzimmer.
    In unserer Erinnerung lebt das Abenteuer jedoch noch weiter. So sind wir immer wieder auch in Gedanken bei euch, da das immer wiederkehrende Treffen mit euch eines unserer Highlights war.
    Wir wünschen euch noch schöne letzte Tage in eurem gemeinsamen Leben. Schon bald werden die Kids ihre eigenen Wege und Erlebnisse haben. Sie werden schon bald wieder viele äussere Einflüsse erleben und natürlich auch nach Hause tragen. Das war für uns die grösste Veränderung. Nicht mehr als eins 24h zu verbringen, sondern das jeder wieder seine eignen Stunden und Erlebnisse hat. Zum einen schön, zum andren trauern wir der geborgenen Familienzeit nach.

    Alle liebe aus der Schweiz…
    Frank Tatjana mit Lenn und Layla

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