Wir fahren zurück nach Swakopmund. Holpern über die wahrscheinlich letzte Gravelroad, sehen die wahrscheinlich letzte freilebende Giraffe, die letzten wilden Affen und Ziegen und schweigen, in Erinnerungen schwelgend. Ich bekomm das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Ich bin einfach nur glücklich. DAS war das perfekte Finale unseres Roadtrips, unserer Zeit in Namibia, des Corona-Lockdowns, ja, vielleicht auch dieser Reise.
Und ich weiß wieder, das Entscheidende an unserer Reise waren nicht die Sehenswürdigkeiten oder Souvenirs. Das Entscheidende waren die Momente der Begegnungen mit Menschen.

Es ist wohl schon zwei Jahre her, ich glaube, es war aus Amerika, als wir das erste Mal Kontakt zu Hubertus hatten, dem Onkel in Namibia. Und wir mussten viel Geduld beweisen, um uns nun, ganz am Ende dieser Reise, doch noch auf seiner Farm zu treffen. Im März hatten wir uns kurz in Swakopmund gesehen, bevor „Hubs“ vor dem Reiselockdown die Stadt in Richtung seiner Farm wieder verließ. Seitdem hofften wir, dass es eine Gelegenheit geben würde, ihn dort zu besuchen.

Die gab es. Jetzt endlich. Auf dem Rückweg aus dem Norden an die Küste, wo wir für die Verschiffung des Autos wieder hin mussten. Und wie für uns üblich, änderten wir angedachte Pläne, um aus den drei Tagen auf Bernadette vier werden zu lassen. So hatten wir wenigstens einen Tag mehr.

Unsere Tage bestanden aus kleinen Ausflügen zu Fuß oder mit dem Pickup über die ca. 5.000ha große Farm, Wels-Fischen im Wasserreservoir, Ballspielen im Rivier, Vorbereiten unseres Autos, Wäsche waschen, Feuer machen und Grillen und aus unzähligen Gesprächen mit Hubs und seiner Schwester Lici, die auch an diesem Wochenende aus Windhoek auf die Farm gekommen war.
Die Farm (eigentlich zwei Farmen, die durch eine Straße voneinander getrennt sind) wurde von ihren Großeltern gegründet und dann von den Eltern übernommen. Die beiden sind zusammen mit ihrem Bruder hier groß geworden, dann aber alle drei erstmal weg gegangen, um zu studieren und zu arbeiten. Hubs ist nun zurück gekehrt und hat uns viel erzählt über seine Ideen und Pläne, aber auch über die politischen, sozialen, klimatischen und finanziellen Schwierigkeiten und Risiken hier in Namibia.

Wir haben wahnsinnig viel gelernt über das Leben von Farmkindern zu Zeiten der Apartheid, als Namibia noch Südwestafrika war, über Rassismus in die weiße und die schwarze Richtung, über Tribalismus, der zu Unstimmigkeiten und Unruhen zwischen den vielen Stämmen auf dem Gebiet Namibias führt, über Vertrauen und Misstrauen in die Farmarbeiter und darüber, warum moralisches Verhalten auch nach jahrzehntelanger Zusammenarbeit nicht zwingend vorausgesetzt werden kann. Und wir wissen jetzt auch, dass einem Rind in Namibia 20ha Land zustehen, damit es (normalerweise) satt wird und genug Platz hat.

Das Leben hier draußen in der Wildnis kann rau und herausfordernd und traumhaft schön sein. Arbeitsreich ist es in jedem Fall.
Kommt der Regen, wird das Land grün, das Vieh satt und der Farmer und seine Mitarbeiter sind finanziell abgesichert. Bleibt er aus, wie in den letzten sieben Jahren, bevor es in diesem Jahr eine gute Regensaison gab, sterben als erstes die Tiere oder müssen billig verkauft werden, dann geht das Geld aus und der Farmer braucht alternative Ideen. Die Entscheidung, in Vieh zu investieren, ist immer auch mit einem hohen Risiko verbunden. Dazu kommt das alljährliche Risiko von Flächenbränden in der Trockenzeit, die meist durch menschliche Unaufmerksamkeit ausgelöst werden – manch einer verdient sich zusätzliches Geld mit dem Herstellen von Holzkohle, spricht dabei dem Alkohol zu und kümmert sich am Ende nicht mehr um ein sorgfältiges Löschen der Glut…
Dennoch hat Hubs für sich die Vision einer Rinderfarm und wir sind schon sehr gespannt, ob wir ihn irgendwann hier wieder besuchen werden.

Unsere Kinder sind auf der Farm wie ausgewechselt. Keiner fragt nach Internet oder Computerspielen. Wir stehen gemeinsam in der Küche oder am Grill, sie fragen Hubs und Lici Löcher in den Bauch und fallen abends einfach ins Bett.
Nach drei Nächten müssen wir dann aber doch los, um rechtzeitig unser Auto in Walvis Bay abzugeben und uns auch noch um den finalen Plan für unsere Rückkehr nach Deutschland zu kümmern. Zurück also nach Swakopmund. Mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht und dem erfüllten Wunsch, Namibia zu bereisen im Herzen.

Familienfoto

4 Kommentare

  1. Hallo ihr Nomaden, Kati hat es treffend beschrieben, wir waren wenn auch immer mit Pausen irgendwie verbunden. Es bleibt uns beiden nur euch eine sichere Heimkehr zu wünschen. Grüße aus CB

  2. Hallo ihr Lieben,
    Vielen Dank dass ich euch auf diesem Blog so viele Monate, an so vielen Orten und bei so vielen Abenteuern begleiten durfte. Was für eine eindrucksvolle Zeit mit so tollen Bildern und Erlebnissen in euren Herzen. Ich war ein eifriger Leser deines Blogs, liebe Franzi, und war immer schon auf den nächsten Eintrag gespannt.
    Kommt jetzt gut in Deutschland an, es ist auch schön, euch wieder hier zu wissen.
    Liebe Grüße Kati

  3. Ihr Lieben, die Absage der Berliner Wohnung ist bestimmt ein Wink des Schicksals, dass nach all der wunderbaren Natur und Eurem anderen Rhythmus, eine so dichte Stadt wie Berlin viel zu stressig ist…
    Eine wunderbare Zeit geht zu Ende und eine neue spannende liegt vor Euch!
    Schafft alles gut, habt einen guten Heimflug und einen guten Start in 🇩🇪 !
    Hoffentlich sehen wir uns mal im Ländle…
    Alles Gute 🍀 wünscht Alex 🌈

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