Unsere Zeit in Los Barriles endete, weil uns der Wind förmlich davon blies. Wahrscheinlich wollte er uns sagen „Hey, es ist Zeit. Zieht weiter. Nehmt meinen Schwung und lasst euch an den nächsten schönen Ort tragen.“ Und so taten wir es, verabschiedeten uns von den vielen lieben Kanadiern um uns herum und setzten uns wieder in Bewegung.

Dear Christa & Siegfried, Edith & Rick, Diana & Ron, thank you so much for all the lovely things you’ve done for us. In our hearts we will take you with us – around the world and back home.

Wir trieben um die Südspitze der Baja herum und wieder ein Stück nördlich bis kurz vor Todos Santos, der Stadt mit (angeblich vielleicht) DEM Hotel California, das die Eagles zu gleichnamigem Lied inspiriert haben soll.

Campingplätze gibt es hier nicht so viele, deshalb hatten wir sicherheitshalber auf einem kleinen Platz in El Pescadero reserviert, wo wir auch Anja und Stefan mit ihren beiden Husky-Mädels noch einmal trafen.

Unser Grund, hierher zu kommen war das unglaubliche, in dieser Zeit fast täglich stattfindende Entlassen kleiner frisch geschlüpfter Schildkröten ins große Meer – „hatchling release“ genannt.

Hier am Strand von Todos Santos hat der Verein Tortugueros Las Playitas eine Art Gewächshaus aufgestellt, unter welchem sich der Sand stärker erwärmt. In diesem Sand werden die durch ehrenamtliche Mitarbeiter des Vereins ausgehobenen Schildkrötennester dieses Pazifik-Strandabschnittes wieder vergraben. (die Ranger erfahren von Spaziergängern o. a. wenn ein Muttertier irgendwo Eier legt und kümmern sich dann um das Nest) Das hat den Hintergrund, dass die Temperaturen des normalen Sands dazu führen, dass nur aus 20% der ca. 100-120 Eier Schildkröten schlüpfen. Im „Gewächshaus“ sind es ca. 80%. Diese Steigerung der Schlüpfrate ist erforderlich, damit schlussendlich EINE einzige Schildkröte in vielen Jahren wieder an diesen Strand kommt, um Eier zu legen. Der Lebensraum Meer hat sich verändert und die Schildkrötenpopulation der Lederschildkröte ist vor allem durch Müll, Fischerei und die Wassererwärmung gefährdet.

Es war für uns ein fantastisches Erlebnis, die Minis zu begleiten, zu sehen, wie sie zielsicher zum Meer „loslaufen“, wie sie von der Brandung zurück auf Start gespült werden und trotzdem unermüdlich ihrem großen Ziel und größten Feind, dem Ozean entgegen streben. Niemand hat ihnen gezeigt, wie man schwimmt oder Futter sucht, noch nicht einmal hat ihnen jemand gesagt, dass sie Wasserschildkröten sind. Und trotzdem, sie wissen genau, was zu tun ist und würden alle in vielen Jahren, nach vielen tausend Kilometern im Meer, genau diesen Ort, diesen Strand wiederfinden, um ein Loch zu graben und 100 Eier reinzulegen. Phänomenal! Ich ziehe demütig den Hut!

Auch an diesem Abend haben es alle geschafft und sind angekommen, bevor die Sonne ganz verschwunden war.

Und wir sind alle sieben glücklich ins Bett gefallen!

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert