Ich schaue von meinem Telefon hoch und nehme meine Familie wahr – einer am Laptop, zwei am Tablet, einer steht quengelnd vor mir und will auf dem Telefon malen und zwei streiten sich darum, wer wieviele Legosteine aufräumen muss. Und ich stelle mir die Frage, sollten die beiden Streihähne einfach auch noch ein elektronisches Gerät zur Hand nehmen, damit ich meine Ruhe habe? Ich hab mich doch schon wieder in den Weiten des Internets verlaufen und wollte eigentlich noch Blog schreiben, unseren neuen Instagram-Account verstehen lernen und meine aktuelle Gitarrenlektion anschauen…

Und jetzt, ein paar Stunden später, Mitternacht ist bereits vorbei, liege ich wach im Zelt, kann nicht schlafen, sondern denke über diese Situation nach. Und erstmalig spüre ich tief in mir wirklich das Bedürfnis, das den Protagonisten aus dem Film „speed“ dazu bewogen hat, eine Woche (oder war es gar ein Monat?) ohne Internet zu leben. Ich möchte mich beFREIen. Es ist eine Sucht – schnell mal drauf geschaut, kurz noch antworten, ich komm gleich und helf dir, jetzt nerv nicht, ich will doch nur, das dauert nicht lang. Halt! Stopp! Ich will das so nicht mehr! Permanent ist was zwischen uns, dabei wollten wir uns doch wieder spüren, da sein, achtsam sein, unsere Bedürfnisse wahrnehmen. Aber meine Energie wird permanent weggezogen. Ich bin gereizt und nicht ich. Und ich fühle, dass ich damit nicht allein bin.

Aber, es ist nicht nur die elektronische Verlockung, ebenso merke ich, dass DINGE mich und uns wieder in Besitz nehmen. Alles steht voll, es herrscht Chaos. Natürlich tut keiner was dagegen, außer mir, denke ich. Zuviel Zeug, dass alles nicht in einen Backpacker-Rucksack passen würde. Dabei waren wir doch in Stuttgart gut dabei, uns zu trennen von dem Ballast. Jetzt fangen wir wieder mit dem Anhäufen an. Zuviele Bälle, zuviele Jacken, zuviele Kuscheltiere, alles voll mit Kram. Denke ich. Er nimmt von uns Besitz, saugt uns die Energie aus. Wenn wir einander in die Augen schauen, sehen wir uns nicht an, sondern sehen den Ballast, der zwischen uns steht, hängt, liegt. Also schauen wir uns nicht an, sondern verstecken uns hinter Bildschirmen und sind in der Welt da draußen, dem anderen draußen, dabei sind wir doch dort wo sich alle hinträumen. Draußen.

Es ist verrückt. Ich werde ab morgen jedes Ding, das ich zur Hand nehme, über seinen Nutzen befragen und mich befreien. Ich werde meinen eigenen inneren Reinigungsprozess weiter voran bringen. UND, ich werde mir ein tägliches Zeitfenster für das Internet und die Bildschirme definieren – so lang wie nötig, so knapp wie möglich.

Ich will das dieses Suchtverhalten aufhört, ich will meine Kinder wieder mehr berühren als mein Telefon, achtsam wahrnehmen, was ich spüre und meine Energie wieder in mir bündeln. Echte, ehrliche und authentische Familienzeit gewinnen. Das wär toll! Für dieses Lachen, und all die anderen…

Jetzt, wo es hier aufgeschrieben steht, fühle ich mich zur Ruhe gekommen. Eine Idee vor Augen. Dann klappt’s vielleicht auch mit dem Einschlafen…

Und aus dem definierten Zeitfenster melde ich mich dann bald mit unserem Bericht aus Belize und den ersten Erlebnissen in Guatemala.

4 Kommentare

  1. I often feel as if the things you own end up owning you.. Or me. Whichever.
    It is all just a form our ego, a swirling circling form of words that say I am this jacket. I am these pants. I identify with this person or thing. And then get sucked deeper and deeper into the illusion of the self. Of the nonexistent ego that makes me think that I am a man..

    I am an animal. I react and eat and consume. The illusion of thought after thought makes me think that there is a thinker, but it is just thoughts one after another.

    Matthew

  2. Hallo unsere „5 Freunde“
    Ja so was ging mir auch schon durch den Kopf! Habe darauf eine Doku gesehen, bei welcher ein Typ minimalistisch lebt und gerade mal 64 Sachen besitzt; so auch keine Wohnung. Er ist dennoch ein erfolgreicher Geschäftsman. Er lebt mit Sicherheit extrem jedoch ist sein Lebenstil inspirierend. Ich kann dich gut verstehen und wünsche dir viel hoch qalitative Familienzeit.
    Grüsse und vielleicht bis bald wieder einmal!

  3. Liebe Franzi,
    Auf dem Sprung an die mecklenburgische Seenplatte für eine Woche wünsche ich mir genau das. Freie Zeit. Natur. ErLeben und entdecken. Möglichst ohne Netz und Handyempfang.
    Und in der zweiten Woche, in der wir wieder in Stuttgart sind, Ballast loswerden und entrümpeln.
    Bin gespannt, wie es klappt und freue mich drauf.
    Liebe Grüße vom einen Ende der Welt ans andere, aber mit ähnlichen Vorhaben.

    Claudia

    1. Liebe Claudi, in Mecklenburg kann man schon gut mit der inneren Entrümplung anfangen. Das ist ein gtuter Ort dafür 😇 Und danach klappt es zuhause vielleicht leichter. Viel Erfolg und schöne Ferien ❤️

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