Unser letzter Stopp in Nicaragua, war ein Logistikstopp in San Juan del sur. Für eine Nacht standen wir hier auf dem bewachten Parkplatz des Hafens, direkt an den Landestegen der Tagesausflügler von Kreuzfahrtschiffen. Das zumindest ließen die Pavillions mit der Aufschrift „Welcome to Nicaragua“ vermuten. Dabei war für uns Zeit zum Abschied nehmen – wir kamen nicht an, wir verließen…

Am Straßenstand einer süßen 4köpfigen einheimischen Familie, der extra für uns noch mal in Betrieb genommen wurde, aßen wir einen (mancher auch zwei) Hotdog(s) und verbrachten ein bisschen sentimental unseren letzten Abend. Währenddessen wurde zwei Straßen weiter eine große Ladung Wäsche von uns gewaschen.
Am nächsten Tag stockten wir noch unseren Bestand an Badehosen auf, Valentin bekam neue FlipFlops, der Vorratsschrank wurde aufgefüllt und natürlich die Wäsche abgeholt. Dann starteten wir Richtung Grenze – 35km. Kein Problem also.

Mir persönlich war schwer ums Herz. Hatte ich mich doch sehr in Nicaragua als Reiseland verliebt. Wir waren an so vielen schönen Orten, hatten so viele schöne Begegnungen und sind so vielen offenen Herzen begegnet. Zum ersten Mal auf unserer Reise überwog bei mir die Wehmut. Ich hatte das Gefühl, hier noch nicht fertig zu sein.
Dazu kam, dass die Reiseberichte von Costa Rica, vor allem die von Langzeitreisenden, die ja meist anders und mit knapperem Budget unterwegs sind, sich oft nicht so verlockend lesen lassen. Es soll teuer sein, überlaufen, voll mit hochpreisigen Touristenattraktionen, häufig gibt es Diebstähle – zuletzt hatte ich von geklauten Verlängerungskabeln auf dem Campingplatz gelesen – und dazu ist grad Regenzeit, die in Costa Rica wohl deutlich feuchter ist, als noch in Nicaragua. Ich war also betrübt…

Immer wieder auf dem kurzen Stück bis zur Grenze sagten wir uns, dass wir notfalls ja einfach aus- und nach ein paar Tagen wieder einreisen könnten. Vemutlich passierte darum dann genau das, was passierte:
Der erste Teil der Ausreise lief problemlos. Wir bekamen alle unseren Stempel. Das Auto wurde gecheckt und vom Außendienst-Officer ebenfalls als ausreisewürdig eingestuft. Also ging Marko wieder zum Schalter, um alle Papier fertig zu machen. Leider kam er kurz darauf unverrichteter Dinge wieder zu uns. Es war uns doch tatsächlich passiert, dass wir die „Aufenthaltserlaubnis“ des Autos um neun Tage überzogen hatten. Heieiei. Darauf hatten wir nicht geachtet, immer nur auf das Datum, an dem WIR das Land verlassen müssen, welches schon durch unsere Einreise nach Guatemala festgelegt war. Auf die Idee, dass das Auto vorher raus muss, wären wir nicht gekommen.
Jedoch, wir hatten Glück im Unglück. Es kostete uns nicht das Auto oder die Weiterreise, sondern wir kamen mit einer Strafe von in Summe US$59 davon. Puh, das passiert uns nicht noch einmal.
Später erfuhren wir dann noch, dass so ein Vergehen in Costa Rica mit der sofortigen Konfiszierung des Fahreugs einher geht…

Die Zahlung unserer Buße kostete einiges an Zeit und Nerven, weil wir mehrmals zwischen Bank und Grenzbeamten hin und her geschickt wurden, immer wieder in der Schlange anstehen mussten und alles ein wenig willkürlich wirkte.
So litt dann auch unsere Überzeugung, einfach wieder einreisen zu wollen etwas. Vielleicht reisen wir also doch weiter vorwärts und nicht wieder rückwärts.

*Gott beschützt deinen Weg
Ohne Grenzen, Freiheit für Alle, Keine Gewalt mehr
Ein Wandbild an der Grenze

Die Einreise nach Costa Rica verlief dann mehr oder weniger problemlos. Hier war lediglich der Fallstrick, dass es für die Autopapiere entscheidend war, auf wen das Auto angemeldet ist. Oft konnte Marko einfach alles ausfüllen, hier mussten wir das Formular noch einmal neu ausfüllen, weil das Auto auf mich zugelassen ist. Wieder Zeit und ein paar Nerven weniger, aber schließlich konnten wir starten – 15km, bis zur Finca einer schweizer Familie, wo wir unser erstes Nachtlager aufschlugen…

der Baum über dem Auto war der vermutlich größte, den ich je gesehen hab

Aggi und Guido sind beide Schweizer, haben zwei erwachsene Töchter und leben hier seit 22 Jahren. Sie haben uns viel erzählt über ihr Leben in Costa Rica, den Klimawandel und seine spürbaren Auswirkungen, das Ende – oder dessen Versuch – der Korruption und die immense Neuverschuldung des Landes. Geduldig beanwortete Aggi die 1000 Fragen unserer Kinder über die Pflanzen und Tiere auf den 70ha Land und kam uns gern holen, wenn sie ein Faultier im Baum oder ein Krokodil im Fluss gesichtet hatte. Wir machten eine Wanderung mit Baumbestimmungsbuch, sahen neugeborene Kätzchen, handgroße Grashüpfer, fliegende Affen, ein Faultier, Krokodile und Wasserläufer und Bennett lernte, das der Truthan ihm antwortet, wenn er kreischt. Das alles half uns, erstmal anzukommen, im Land mit den vielen Fragezeichen. Fünf Tage blieben wir, bevor das Meer uns wieder rief…

Ps.: Es regnete tatsächlich auch mehrmals täglich, aber nie stark und lang.

2 Kommentare

  1. Hallo Franzi und natürlich auch der ganze Rest 😊… Wie geht es euch? Ich schau immer wieder rein in eure Beiträge und find es einfach toll zu sehen was ihr so erlebt… Die Jungs sind so groß geworden… Ich fahre nächste Woche wieder mit meiner kleinen Maus nach Langeoog zur Kur wie vor 2 Jahren … Freu mich von euch zu hören… Glg Nicole und Emily

    1. Liebe Nicole, wie schön, von dir zu hören. Oh grüß uns Langeoog und Dr. Reimann (falls er noch da ist). Sooft denken wir an diese Zeit. Seitdem lässt mich das Meer nicht mehr los… Habt ganz viel Freude ❤️
      Uns geht es gut. Die Welt ist so schön. Ich freu mich, dass du mit uns reist 😊 Liebe Grüße von uns.

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