Die restlichen Tage in Panama vergingen wie im Flug. Wir mussten die Unterkunft noch einmal wechseln, weil das Haus wieder vermietet war und konnten so drei Tage vor Abflug schonmal alles in unsere Rucksäcke packen. Das Zimmer, dass wir im Hostel hatten war dann auch so klein, dass wir nicht wagten, irgendwas wieder auszupacken.
Eigentlich wollten wir auch noch einmal in die Stadt fahren, aber der Regen nahm unseren Abschied ernst und beschenkte uns noch mal reichlich. So blieben wir „daheim“. Lediglich kurze Abstecher zur shoppingmall waren drin, weil es dort einen Indoorspielplatz und Pizza gab. So verabschiedeten wir uns stilecht von Amerika mit Pizza und Cola.

Die günstigste Flugverbindung von Panama nach Johannesburg führte uns mit Turkish Airlines über Istanbul. Das ist nicht wirklich der direkte Weg und die 38h Gesamt-Flugdauer haben uns zuerst auch zweifeln lassen, ob wir das tatsächlich gut überstehen. Jedoch, auf den zweiten Blick sah es dann gar nicht mehr so übel aus, weil wir in Istanbul 17h Aufenthalt haben würden – zwischen 9 Uhr morgens und 2 Uhr nachts. Ein ganzer Tag also. Da lässt sich doch vielleicht was schönes draus machen.
Gedacht – getan.
Die Einreise in die Türkei war für uns Europäer unproblematisch – kein Visum, keine Formulare und trotzdem ein neuer Stempel im Stempelheftchen der Bundesrepublik.

Wundervolles Istanbul

Bis wir nach zwölf Stunden Flug mit müden Gliedern die langen Wege des glänzend neuen Istanbuler Flughafens zurückgelegt und unser Handgepäck bei der Gepäckaufbewahrung abgegeben hatten, war es gegen elf. Ich war wegen der fehlenden Nacht (die hat uns die Zeitverschiebung gekostet) unsicher, ob es wirklich noch immer ein guter Plan ist, konnte mir aber auch nicht vorstellen, die nächsten 15 Stunden auf dem Flughafen zu verbringen. Der Stresspegel war also kurzzeitig entsprechend hoch. Bis ich innerlich klar war, dass wir uns einfach drauf einlassen sollten und den Plan ändern und zurückfahren, wenn es nicht mehr geht.

Dank einer Stuttgarter Freundin wussten wir, wohin wir wollen und konnten so schnell den richtigen Bus finden … und … eine Stunde schlafen, denn diese Zeit brauchte der Bus in die Stadt.
Und wie wir feststellen durften, endete unsere Fahrt direkt vor der Hagia Sophia – christliche Kirche, Moschee, architektonisches Meisterwerk. Ein Gebäude, dessen Wikipedia-Eintrag sich liest wie eine Aneinanderreihung von Superlativen. Das war mir im Vorfeld gar nicht bewusst. Ich hatte mich mit der Hagia Sophia genauso wenig beschäftigt, wie mit dem Herunterladen des Türkisch-Wörterbuchs in meine Übersetzungs-App. Wir konnten also weder ein Grundvokabular, noch fiel es uns leicht, im Zweifelsfall aufs Englische zurück zu greifen. Spanisch war alles, was unseren müden Hirnen oft einfiel. Selbst von Bennett war dann nur ein „Gracias“ vernehmbar…

Aber, es ging auch so. Wir waren in der Hagia Sophia nicht drin, dafür kommen wir wieder, sondern schlenderten einfach drauf los. Es war Samstag. Markttag. Die Straßen voll mit Menschen. Bunter europäischer Herbst überall. Und strahlender Sonnenschein. Wir kamen von Straßen in Gassen und von dort in Gässchen, stolperten in bunte Marktstände mit orientalischen Früchten und Gewürzen, goldglänzenden Sultansgewändern, sinnlichen Höschen und alles versteckenden muslimischen Gewändern. Ein kontrastreiches Programm in Inhalt und Farbe. Orientalische Düfte und Klänge dazu. Wir kauften natürlich Turkish Delight – leckeren Süßkram – und aßen Döner Kebab.

Abschließend machten wir noch eine Bosporus-Rundfahrt mit dem Schiff. Auch hier sind wir eher zufällig gelandet und konnten direkt ein Schiff besteigen, das zehn Minuten später losfuhr. Also sind wir den Bosporus auf der europäischen Seite hoch Richtung Schwarzes Meer und anschließend auf der asiatischen Seite wieder zurück zur Galata-Brücke gefahren. Und so haben wir auch unsere „4-Kontinente-in-zwei-Tagen-Challenge“ geschafft – Amerika, Europa, Asien und dann später noch Afrika (ist ja keine Überraschung, denn ihr wisst sicher, dass ich in Johannesburg bin, während ich das hier schreibe 😉 ).

Als es bereits dunkel war meisterten wir auch die Herausforderung noch, unseren Bus zurück wieder zu finden und kamen gegen neun am Flughafen an. Die folgenden Stunden waren die schlussendlich herausforderndsten. Es gab nichts zu tun – wir hatten auch kein Internet – alle waren müde und wir mussten ewig warten, bis wir zum Gate konnten. Also gab es ein paar Pommes (alles andere war, wie üblicherweise am Flughafen, viel zu teuer) und zählten beinahe die dahintröpfelnden Minuten.
Schließlich im Flieger angekommen dauerte es nichtmal bis zur ersten Essensausgabe und fast alle Kinder schliefen. Bennett hat es sogar geschafft, den Flug komplett zu verschlafen…

Es folgten in Johannesburg ein paar kalte verregnete Tage mit Schnupfen und fehlender Draußenzeit. Dann startete unser erstes housesitting…

4 Kommentare

  1. Liebe Franzi und Familie, danke für all Eure tollen Berichte und Fotos. Ich lese sie i.a. schon früh vorm Aufstehen, ein schöner Tagesbeginn. Für Südafrika wünsche ich Euch eine schöne Zeit. Wir waren von Äthiopien aus 1996 zu Weihnachten in Kapstadt, damals eine tolle Stadt. Ich hoffe für Euch ,dass Ihr es auch so erlebt. Morgen früh fliegen wir ans Rote Meer in Ägypten. Dann befinden wir uns also gemeinsam auf einem Kontinent. Eine schöne Vorweihnachtszeit, der Weihnachtsmann kommt auch nach Afrika, das weiß ich noch aus unserer Äthiopienzeit. Ganz liebe Grüße an Euch alle (und passt schön auf Euch auf)
    von Renate und Familie aus Dresden

    1. Jetzt seid ihr auch in Afrika – klingt ganz nah und ist doch so fern. Wir hoffen, ihr habt eine schöne Zeit und freuen uns immer wieder von euch zu lesen. Liebe Grüße aus dem Süden

  2. Hallo in die Runde,
    Eure Berichte sind ein willkommener Lichtblick im trüben deutschen Winter.
    Danke, und weiter so !
    Grüße
    Heinz

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