Nach langer und intensiver Zeit haben wir es Anfang Februar dann geschafft, Redhouse zu verlassen, um unsere verbleibenden vier Wochen – als Touristen dürfen wir für drei Monate in Südafrika bleiben – noch zu nutzen, um insbesondere vom Land noch mehr zu sehen. Also taten wir es den meisten Südafrikareisenden gleich und begaben uns auf die Garden Route, DIE Panoramastraße des Landes, Richtung Kapstadt.
Aber warum heißt die denn eigentlich Garden Route? Gartenstraße fänden wir nach unseren ersten Stopps viel passender! Deutsch, überall um uns wird deutsch gesprochen. Nicht, dass uns das stört, es ist nur ungewohnt. Und vielleicht werden wir Bennett nun einmal mehr unterbrechen müssen, wenn er seine Lieblingswörter aus der Reihe des „Pipi-Vokabulars“ in die Welt posaunt.

Unsere erste Etappe ging ins Nature‘s Valley im Tsitsikamma Nationalpark. Und sofort begannen unsere Abenteurerherzen wieder laut zu schlagen. Wir fanden uns mitten im Wald wieder, hatten eine Feuerstelle, viel Holz um uns, Kletterbäume und einen Fluss zum Fischen. Das war nach unserer Zeit in Port Elizabeth doch genau der richtige Wiedereinstieg ins Camperleben. Wie wir das genossen.
Loris, Bennett und ich machten eine kleine Wanderung, Marko konnte mal wieder ein Stück Fahrrad fahren und die anderen waren fleißig am Fischen. Schon am frühen Nachmittag machten wir unser Feuer und ließen uns später dann unser Stockbrot schmecken.
Weil wir in der freien Wildnis aber vorsichtig sein sollen, bekamen wir noch eine Lektion in „wer Lebensmittel draußen unbeaufsichtigt lässt, wird sie teilen müssen“. Wir konnten so schnell gar nicht gucken, wie ein Baboon (Pavian) in Florentins Größe (aber doppelter Breite) aus dem Dickicht kam, sich die Milch vom Tisch und ein Brot aus dem offenen Auto schnappte, um sich dann, zehn Meter entfernt, niederzulassen und zu schmausen. Wir waren so perplex und von seiner Größe so beeindruckt, dass wir einen Moment brauchten, um aus der Schockstarre zu erwachen. Marko versuchte mit einem Stock bewaffnet, unser noch verpacktes Brot zu retten, aber damit hatte der Affe gerechnet und ist dann zwar abgehauen, hat das Brot aber mitgenommen. Die Reste der Milchpackung haben wir freundlicherweise für ihn entsorgt. Und wir haben gelernt, dass wir, wenn wir das nächste Mal vor Tieren auf einem Campingplatz gewarnt werden, uns ein Bild davon machen, womit genau wir zu rechnen haben…

Nach zwei Nächten fuhren wir weiter nach Knysna. Hier hatten wir zuerst ein Erlebnis der „wegen Wohlstand geschlossen“-Kategorie. So ein Campingplatz direkt neben dem Golfplatz kam uns schon komisch vor und als die Dame an der Rezeption dann für die Kinder einen Aufschlag errechnete, der höher war als der Preis für einen Erwachsenen, war klar, der Spielplatz draußen ist nur Attrappe. Sie empfahl uns aber sehr freundlich einen anderen Platz, der sicher günstiger ist…
Den Tipp haben wir dann freundlich ignoriert und sind unserem Instinkt zu einem Backpackers gefolgt, das ein bisschen außerhalb der Stadt liegt. Eine gute Entscheidung! Das Riverdeck Backpacker liegt an einem kleinen Fluss und die Stellplätze für Camper sind auf einer schönen Wiese mit vielen Bananenbäumen. Leider waren die Bananen selbst allerdings noch nicht reif.
Wir blieben hier schlussendlich für fünf Nächte und wurden Teil einer Schulfreizeit über das Wochenende. Erst waren wir ja skeptisch, weil so viel Trubel durchaus auch für uns anstrengend sein kann, aber wir hatten viele nette Gespräche, bekamen Tipps und die „german kids“ durften immer wieder Teil des Geschehens sein und mitmachen. Unter anderem kamen unsere Kinder so zu ihrer ersten Disco – die sie alle zehn Minuten verlassen mussten, weil es zu laut war – und durften bei der Suche nach der „human pinata“ mithelfen und die Süßigkeiten mit abpflücken.  
Außerdem war der Platz ideal, um weiter an den Angeltechniken zu feilen und Marko, der nun mit im Angelboot sitzt, einzuweisen; Lagerfeuer zu machen und sich im kühlen Nass des hüfttiefen Flusses abzukühlen.

Wir kamen auch sonst mit vielen Menschen ins Gespräch – Gäste des Backpackers, Tagesgäste des Restaurants und andere Camper. Einige von ihnen waren Deutsche, die entweder im Urlaub oder hierher ausgewandert waren und z.T. schon seit vielen Jahren hier leben. Und wieder einmal ist mir bewusst geworden, wie wenig der erste Eindruck über einen Menschen sagt. Die Geschichten hinter den Fassaden, den Falten, den leuchtenden oder traurigen Augen, den verschränkten Armen oder dem herzlichen Lachen sind so verschieden, so tief und so individuell. Es lohnt sich immer, erst einmal hinzuhören und sich bewusst kein Bild zurechtzulegen, dann muss man schon kein falsches Bild korrigieren. Ich bin sicher, das Gegenüber spürt das oft.

So trafen wir Mario, einen Augsburger, der seit zwanzig Jahren hier lebt und dem wir tatsächlich noch ein zweites Mal begegnen sollten. Außerdem trafen wir Steve, einen Neuseeländer, der seit fünf Jahren auf openend-Fahrradtour um die Welt ist und der uns sehr inspiriert hat, irgendwann Südostasien auf diese Art zu bereisen (wer bei facebook ist, findet ihn hier https://www.facebook.com/steve.smith.39589149 ). Auch Angelika und Kirsten standen irgendwann neben unserem Auto und erzählten uns, wie sie, Mutter und Tochter versuchen, einen Weg durch die südafrikanische Bürokratie zu finden, damit sie zusammen hier leben können. Kirsten führt den erfolgreichen mobilen Brat- und Currywurststand „wunderbar“ und hat sogar eine eigene Currysauce entwickelt, die sie in ihrer eigenen Küche kocht und südafrikaweit verkauft. Doch trotz dieses Business und der damit verbundenen Sicherheiten ist es nicht so leicht, ein permanentes Aufenthaltsvisum für Angelika zu bekommen. Mühlen, die langsam und nicht immer zielführend mahlen…
Viele Menschen kamen, wollten wissen wo wir herkommen, wo wir hin wollen, was wir mit den Kindern machen und wie wir auf die Idee dieser Reise kamen. Und einmal mehr sind wir begeistert, wie offen und positiv die Menschen hier damit umgehen, dass die Jungs nicht in die Schule gehen. Wir wurden nie nach Defiziten oder verbauter Zukunft gefragt, sondern bekamen immer als Rückmeldung, wie positiv sich unser Weg auswirken wird. Natürlich haben wir keine Garantie dafür, aber wo hat man die schon…

Nach besagten fünf Nächten setzten wir unseren Weg fort. Zunächst fuhren wir zur Buffels Baai, wo unser Flüsschen ins Meer mündet und die Jungs sofort begannen, das Fischernetz zu werfen. Dann besuchten wir (unter Gemaule unserer Kinder) den Aussichtspunkt Knysna Head und erhaschten von oben einen schönen Blick auf die Lagune von Knysna auf der einen Seite und den indischen Ozean auf der anderen Seite. Die Stimmung war nicht ganz so berauschend, deshalb war es mehr ein kurzer Foto-Stopp. Von hier steuerten wir dann den kommunalen Campingplatz von Sedgefield an, wo wir für Nacht blieben und u.a. einen wunderschönen Blick auf den Vollmond hatten.

Über die kurvenreiche Strecke voller schöner Ausblicke auf Buchten zur einen und Gebirgsketten zur anderen Seite fuhren wir weiter bis Mossel Bay, unserer letzten Station an der Garden Route. In Mossel Bay landete 1488 Bartolomeu Dias mit seinem Segelschiff, um die Wasservorräte an Bord aufzufüllen. Eigentlich wollte er weiter bis Indien fahren, ist aber nach Mossel Bay nicht mehr weit gekommen.  Dennoch war der Portugiese damit der erste Europäer, der die Südspitze Afrikas umsegelte und Mossel Bay ewige Berühmtheit einbrachte. Ihm ist ein schönes Seefahrtmuseum gewidmet, wo wir auch an Bord der Karavelle, die zum 500. Jahrestag seiner Landung als Nachbau seine Route von Portugal bis Mossel Bay nachgefahren ist, gehen konnten.
Außerdem erfuhren wir vom Postbaum, wo 1501 ein Brief von einem Seefahrer in einen Schuh gesteckt wurde, welcher am Baum festgebunden und von einem anderen Seemann drei Monate später gefunden und gelesen wurde. Dies war damit die erste erfolgreiche Postzustellung im südlichen Afrika.
Auf dem Campingplatz trafen wir eine südafrikanische Familie mit fünf Kindern, die jetzt seit zehn Monaten auf Reisen ist. Ihr ältester Sohn ist acht und er war sehr glücklich, mal viele Jungs um sich zu haben – er hat drei jüngere Schwestern und einen ganz kleinen Bruder…

Valentin als Diabolo-Lehrer

4 Kommentare

  1. Dann kommen unsere Geburtstagsglückwünsche zu spät. Der Geburtstagskalender muss unbedingt aktualisiert werden. Viel Glück auf euerer weiteren Reise,
    Elsita und Jürgen

  2. Hallo Ihr lieben Sieben,
    Euer Bericht weckt in mir Erinnerungen an meine eigene Südafrikareise vor einigen Jahren. Einige der Dinge, die Ihr beschrieben habt, habe ich damals ebenfalls erlebt (Tsitsikamma-Nationalpark, Mossel-Bay mit Walfisch-Beobachtung, Seefahrtmuseum, Postbaum). Auch eine solch ähnliche Szene mit einem Affen musste ich bei einem Mitreisenden mit ansehen, allerdings mit einem viel kleineren, aber nicht minder aggressiven Affen im Krüger-Nationalpark.
    Heute hat aber erst mal Loris Geburtstag.
    Lieber Loris, zu Deinem Geburtstag wünsche ich Dir alles Liebe und Gute, viel Glück und Freude zu jeder Stunde und noch viele nette und lustige Tage in Afrika und auf dem weiteren Teil Eurer Weltreise. Ich freue mich immer, wenn ich Dich auf den Bildern sehen kann und erkenne, dass Du Freude auf der Reise hast. Für Deine weitere Reise wünsche ich Dir noch ganz viele interessante und aufregende Erlebnisse, Begegnungen mit netten Menschen, Tieren, Pflanzen, Flüssen, Wüsten und Städten. Besonders wünsche ich Dir, dass Du in den fernen Ländern immer gesund bleibst.
    Herzliche Grüße von Deinem Opa Dietmar
    Liebe Grüße und alles Gute auch für alle anderen 7 Weltenbummler!

  3. Hallo in die Runde,
    die Nummer mit dem Pavian kenne ich 🙁
    Ich habe an einem See in Afrika gezeltet und morgens meinen üblichen Porridge gekocht. Dann musste ich schnell aufs Klo und habe nicht bemerkt, dass sich von hinten ein paar Paviane angeschlichen hatten. Als ich zurück kam, hatten sie sich über meinen Porridge her gemacht. Den Topf nahmen sie mit auf einen Baum und warfen ihn erst wieder runter, als er leer war. Später habe ich dann beobachtet, dass sie sogar den Reissverschluss des Zeltes öffnen konnten. Ich habe dann gepackt und bin abgehauen. Die Biester hatten Junge dabei und furchterregende Gebisse. Das wurde mir zu gefährlich.
    Weiterhin gute Reise wünscht der
    Heinz

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