Am vergangenen Wochenende haben sich gute Freunde von uns zum alljährlichen „Burgwochenende“ auf der Burg Derneck im schwäbischen Lautertal getroffen. Eine Tradition, die wir seit vielen Jahren pflegen und die für uns alle ein fester Termin im Jahreskalender ist. Dieses Jahr nun ohne uns und wie wir die uns geschickten Bilder mit den vielen bekannten Gesichtern angeschaut haben, kam ein bisschen Wehmut auf. Traurigkeit über verpasste Begegnungen, über nicht geschnitzte Wanderstöcke, über nicht gespielte Spiele und nicht gemachte Musik. Aber, auch Freude, Vor-Freude auf das nächste Mal, wenn wir wieder dabei sein können.
In solchen Momenten kommt gern die Frage auf, wie das denn nun ist mit den Freunden? Fehlen den Jungs die Kumpels zu Hause? Fehlen mir meine Freunde? Sind die Menschen, die wir treffen auch Freunde? Oder eher Reisebekanntschaften?
Tja, ein großes Thema mit vielen Ebenen. Menschen von Außen fragen uns danach und auch wir selbst hinterfragen unsere Bedürfnisse diesbezüglich situativ immer mal wieder.
Im Vorfeld unserer Reise hab ich wenig Zeit damit verbracht, mir den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich dachte, dank des Internets wird es für keinen von uns größere Schwierigkeiten geben, Kontakte zu pflegen. Jeder nach seinem Bedürfnis. Und außerdem war dank der langen to-do-Liste auch wenig Zeit, sich mit solchen Herzschmerz-Themen auseinander zu setzen.
Nun sind wir seit fast einem Jahr unterwegs und haben ebensolang keinen unserer Zu-Hause-Freunde treffen oder in den Arm nehmen können. Wie fühlt sich das also nun an?
Wenn ich die Jungs beobachte oder auch frage, merke ich, dass die Freunde in Deutschland wie ein sicheres Polster im Hintergrund wahrgenommen werden. Sie werden in unregelmäßigen Abständen mal mit einer E-Mail bedacht, es gibt Ideen für kleine Geschenke beim Zurückkommen und es wird immer wieder gern erzählt, was sie damals, im Leben vor der Reise, gemeinsam angestellt oder erlebt haben. Es ist ein positives Thema – kein Schmerz, sondern Vorfreude auf ein Wiedersehen und das Urvertrauen darauf, dass Freunde nicht verloren gehen. Daraus ergibt sich für die Jungs auch keine große Notwendigkeit, sich über das Telefon persönlich und aktuell auszutauschen. Das machen sie dann lieber wieder von Angesicht zu Angesicht.
Und mit diesem Urvertrauen in die Beständigkeit der heimischen Freundschaften treten die Kinder hier offen in Kontakt mit anderen Kindern – einheimisch, reisend, deutsch- oder anderssprachig. Das ist schön zu beobachten, hat es doch so viel Leichtigkeit.
Wahrscheinlich spielt in unserer „Reisegruppe“ auch noch eine Rolle, dass sie als Brüder sich ja nicht verloren gehen. Auch wenn Geschwister natürlich nicht immer die Wahlfreunde sind, so sind sie doch eine stabile, immerwährende Basis im Alltag, manchmal auch einfach nur, um das Streiten zu lernen. Damit lässt sich dann auch der gefühlt 37te Abschied von den schweizer Freunden aushalten. Und von einem Wiedersehen träumen ist ja in jedem Fall erlaubt.
Ein bisschen tun das ja auch wir Großen. Die Endgültigkeit ausblenden, Möglichkeiten offen lassen. Wie schön wäre es, die Menschen, die wir intensiver kennenlernen durften, wiederzusehen – Colleen, Christine, Angela und ihre große Familie, Beate und Ansgar und die Kinder, Christina und die kleine Community am Lago Cuitzeo, Patty und Christian und die große Community von Ek Balam. Sie, die uns ihre Türen und ihre Herzen geöffnet haben, sind zu unseren Freunden geworden, denen auch unsere Türen immer offenstehen werden.
Ebenso wie den Menschen, mit denen wir das Reiseleben teilen, mit denen wir eine uns bisher neue Verbundenheit kennen lernen – Reisen verbindet schließlich – und bei denen wir die Endlichkeit unseres Zusammenseins immer vor Augen haben. Wir besprechen andere Themen als mit den Freunden zuhause, sprechen manchmal eine unterschiedliche (Herzens-)Sprache und gehen emotional nicht immer so in die Tiefe. Aber dennoch, wir bleiben miteinander in Kontakt, tauschen E-Mail-Adressen und heimische Telefonnummern aus und lassen nur zu gern die Option offen, uns im nächsten Land wieder zu treffen. Oder später zu Hause, falls wir alle den Weg zurück wieder finden. Festhalten dürfen, Loslassen können. Mir fällt das bisweilen schwer.
Und manches Mal packt dann eben auch mich die Wehmut. Dann fehlen mir meine Freunde in Deutschland und ich bin froh, dass es ein Internet und damit für mich die Möglichkeit gibt, gegebenenfalls auch mal nur per kurzer Nachricht ein bisschen Heimat zu spüren. Deutsch sprechen, sich nicht erklären müssen, ein vertrautes Gegenüber. Einfach nur Ich sein. Was für ein Schatz!
Die Bilder sprechen Bände und sie bestätigen deine Ausführungen. Pfingsten naht und die vielen blonden Jungen werden fehlen. Erstmals wird Regina nur knapp die Oma mit den meisten sein. Wir freuen uns das es euch gut geht und drücken die Daumen das es so bleibt. Seit gegrüßt und gedrückt von Elsi und mir.
Liebe Cottbusser, ja, das Pfingsttreffen am Stausee wird auch den blonden Jungs fehlen, und nicht nur denen, auch uns Großen. Das ist auch einer der Termine im Jahreskalender… Habt eine schöne, hoffentlich sonnige Zeit alle miteinander und seid liebst gegrüßt von uns sieben!