Valentin fragte mich dieser Tage mal, ob mir Mexiko oder die USA besser gefällt. Und meine Antwort lautete ganz klar: Sowohl als auch!

Die USA haben mich mit ihren Nationalparks wahnsinnig beeindruckt und obwohl ich die USA nie als Reiseland in meinem Kopf hatte, bin ich jetzt fest davon überzeugt, dass wir irgendwann wiederkommen werden. Zu vieles haben wir noch nicht gesehen…

Mexiko ist anders. Die Natur abwechslungsreich und auch schön, aber was heraussticht sind die Menschen. Unsere Begegnungen sind zahllos und immer wieder überraschend und manchmal sind es nicht die Mexikaner, sondern die Menschen, die dieses Land so wie wir durchqueren und erleben, die uns im Herzen bleiben. Wir haben vieles gesehen in den letzten Wochen. Ich wage den Versuch, mich an das Meiste zu erinnern…

San Miguel de Allende

Auf der Straßenkarte fast nicht zu finden, aber auf der Reiseführerkarte groß hervorgehoben ist San Miguel de Allende, eine Künstlerstadt, welche seit 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Hier fanden wir einen Campingplatz – genau genommen war es ein Tennisplatz mit ein paar Stellplätzen – inmitten der Stadt. So konnten wir die schöne Kolonialstadt zu Fuß erkunden, wofür wir uns eineinhalb Tage Zeit nahmen.

Das Herz der Stadt ist die „Parroquia de San Miguel Arcángel“, eine schon von weitem sichtbare wunderschöne gotische Kathedrale, welche Ende des 19. Jahrhunderts nach Vorlage des Ulmer Münsters umgebaut wurde.
Wir liefen mal hoch mal runter durch kleine Gassen, vorbei an Galerien, Restaurants, Lädchen und gingen auch in einige der anderen zahlreichen Kirchen. Viele vornehmlich wohlhabende Amerikaner und Kanadier haben dieses schmucke Städtchen als (Teil-)Wohnsitz für sich entdeckt und kurbeln mit ihrer Nachfrage nach Wohnungen den hiesigen Wohnungsbau- und -sanierungsmarkt an. Das ist deutlich erkennbar – alles ist hübsch ordentlich und sauber und überall wird für den Kauf hochpreisiger Immobilien geworben. In Hinterhöfen sahen wir traumhafte grüne Oasen, die Fassaden, Balkone und Türen waren bunt gestaltet und die Auslagen in den Geschäften leuchteten uns farbenfroh entgegen. Ein Ort zum Wohlfühlen, wenngleich er uns ein wenig zu amerikanisch touristisch war.

Mit vielen Tennisbällen mehr im Gepäck, die die Jungs den Spielern und dem Platzwart abgeluchst hatten, machten wir uns wieder auf den Weg…

Guanajuato

… und fuhren ins ca. 80km entfernte Guanajuato, eine durch Berge begrenzte Silberminenstadt, die uns schon von Weitem charmant bunt entgegen leuchtete. Wieder konnten wir so stehen, dass wir zu Fuß die Stadt erkunden konnten. Verschachtelt, untertunnelt, treppauf, treppab und deutlich mexikanischer als San Miguel. Wir ließen uns durch zwei Markthallen treiben, beobachteten Schulkinder, die in Schuluniform die Schule verließen, lauschten den zahlreichen Straßenmusik-Kapellen und freuten uns mit dazu tanzenden Menschen unter den Bäumen der Plaza.

Auf dem Campground, der einen herrlichen Blick auf die bunten Häuser bot trafen wir am zweiten Tag Amei. Sie stieg aus ihrem Auto mit den Worten: „Ihr seht so deutsch aus, ihr müsst Deutsche sein.“ aus. Sie selbst ist aus Schleswig-Holstein, fast achzigjährig und war mit ihrem Auto von Montevideo nach Mexiko gereist. Und weil das so schön war, fährt sie auf anderem Weg wieder zurück. Wow, das hat uns schwer beeindruckt. Wir haben mit mexikanischen Süßigkeiten und Tee abends noch zusammen gesessen und sind uns nicht einig geworden, wer mutiger ist. 😉 Was für eine beeindruckende und schöne Begegnung!

Inspiriert vom Besonderen an diesem Ort haben die Jungs schließlich noch eine Szene des Räuber Hotzenplotz zum Besten gegeben. Hintergrund war des Onkels Geburtstag, der zusammen mit der Tante das Buch vom Räuber Hotzenplotz als Hörbuch eingelesen und den Jungs einst geschenkt hatte. Diesem wollten sie ein Geburtstagsvideo schicken, also dem Onkel Michi. Das Ergebnis war grandios komisch und ich glaube die Überraschung sehr gelungen.

Seppl, Kasperl, Petrosilius Zwackelmann und Hotzenplotz mit seiner Pfefferpistole

Tequisquipan

Nun ging es ostwärts. In Tequisquiapan fanden wir ganz nah der Stadt ein Plätzchen auf einem Weingut. „Mein Haus ist euer Haus!“ pflegte der Chef auf jede unserer Fragen zu sagen und am Schluss bekamen wir nach dem obligatorischen Familienfoto auch noch einen Wein des Hauses geschenkt. Gerardo gab uns dazu noch seine Telefonnummer, damit wir ihn bitte anrufen, wenn wir irgendetwas brauchen. Wie schade, denke ich dann oft, dass unser Weg zumindest planmäßig nicht zurück führt.

Durchs Städtchen selbst lohnte sich ein Bummel mit Spielplatz- und Eispause, wo wir wie so oft schon die Hauptattraktion für die Einheimischen waren…

Das Leben ist ein Purzelbaum.

 

 

 

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